Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1877
Nur wenig Geld würde in Europa bleiben

Agrar-Subventionen für die Ukraine würden EU zerreißen

Maisfeld. © Fuse/ Thinkstock
Am Freitag könnte die EU den Startschuss für EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine geben. Vom Startschuss bis zum Ziel wird es aber ein sehr weiter Weg. Die größte Hürde werden die Agrarsubventionen sein. Denn durch die würde es sehr viele Verlierer geben - und nur wenige, die sehr viel Geld scheffeln.
Der Beitritt der Ukraine zur EU hängt allein davon ab, ob Europa bereit ist, seine hochsubventionierten Agrar-Sektor völlig neu zu strukturieren. Denn der EU-Beitritt des Landes würde die bisherige Agrar-Struktur der EU auf den Kopf stellen. Dabei gibt es unter den EU-Mitgliedsstaaten (zu) viele Verlierer.

Die Kosten für für den EU-Beitritt der Ukraine sind exorbitant. Bis zu 17% des gemeinsamen Haushalts würde in das Land fließen. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet und damit andere Schätzungen bestätigt. Insgesamt dürften zwischen 130 und 190 Mrd. Euro pro Jahr an die Ukraine fließen. 

EU-Beitritt würde Agrarmarkt grundlegend verändern

Der entscheidende Sektor für einen EU-Beitritt der Ukraine ist die Landwirtschaft. Denn die meisten Zahlungen (zwischen 70 und 90 Mrd. Euro p.a.) würden als Subventionen in die Landwirtschaft des Landes fließen. Der Sektor ist seit Jahren vorrangiges Ziel ausländischer Investoren. 

Für vornehmlich US-Agrarkonzerne wäre der EU-Beitritt der Ukraine und die erheblichen Agrar-Subventionen ein Lottogewinn. Schon vor Beginn des Krieges gehörte amerikanischen Investoren ein großer Teil der fruchtbaren Ackerflächen (2 Mio. von insg. 31 Mio. Hektar). Seit Jahren weiten ausländische Unternehmen ihren Einfluss in dem Bereich aus. Das geht, weil der Agrarsektor zu einem vorrangigen Ziel von Strukturreformen von IWF und Weltbank erklärt wurde. Das war Bedingung für einen Kredit über 17 Mrd. US-Dollar. In Folge hat die Ukraine nach 2015 erhebliche Erleichterungen für den Agrar-Sektor erlaubt (z.B. Einsatz von Gentechnik, Pflanzenschutz, Biotechnologie). 

US-Unternehmen schlucken die Ukraine

Die US-Unternehmen bauen schon seit Jahren ihren Besitz und Einfluss aus. Ausführlich untersucht hat diese Entwicklungen das Oakland Institute, das schon 2015 auf die "Übernahme der ukrainischen Landwirtschaft durch westliche Konzerne" hingewiesen hat. Seither wurden Millionen von Hektar an US-Unternehmen überlassen (z.B. Monsanto, Cargill und DuPont). Inzwischen sollen westliche Konzerne 17 Mio. Hektar Land der Ukraine besitzen. 

Diese Konzerne haben die Kontrolle über bestimmte profitable Agrarbereiche übernommen und mit der vertikalen Integration des Agrarsektors begonnen. Alle Aspekte der Agrarlieferkette – von der Produktion landwirtschaftlicher Inputs bis zur Ausfuhr der Ware – werden zunehmend von westlichen Firmen kontrolliert, so das Oakland Institute. 

EU-Agrarsubventionen müssen neu verteilt werden

Darum werden künftig auch Länder wie Frankreich und Polen den EU-Beitritt mit zunehmender Skepsis betrachten. Diese Länder haben bei den EU-Subventionen enorm viel zu verlieren. In Frankreich bekommen 91% aller Agrarbetriebe Subventionen von der EU (Durchschnitt 27.000 Euro p.a. je Betrieb). Daneben werden Länder wir Ungarn, Bulgarien und Rumänien ihre Märkte vor billigem (subventioniertem) Getreide und Mais aus der Ukraine schützen wollen. Darum will Ungarn schon den Start der EU-Beitrittsverhandlungen blockieren. 

Hinzu kommt, dass die Ukraine bei einem EU-Beitritt auch wieder höhere Agrar- und Sicherheitsstandards einhalten müsste als heute. Oder die EU akzeptiert, dass Waren eingeführt werden, die in der EU nicht zulässig sind. Das ist kaum denkbar. 
Fazit: Beim EU-Beitritt der Ukraine geht es im Kern um unternehmerische Interessen im Agrar-Sektor. Alle anderen politischen, wirtschaftlichen oder moralischen Argumente sind Nebelkerzen. Käme es zu einem EU-Beitritt, würden hohe EU-Subventionen in die Ukraine an US-Unternehmen fließen, die dann Nahrungsmittel für Europa herstellen.
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Partners VermögensManagement AG

Vorschlag der Partners wird als zu leicht befunden

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Die Partners VermögensManagement AG führt sich bei der Stiftung Fliege mit einem ungewöhnlich ausführlichen und persönlich gehaltenen Anschreiben ein, das ein echtes Interesse an dem Mandat erkennen lässt. Der Vermögensverwalter geht bereits hier auf das bestehende Portfolio und den Veränderungsbedarf ein, erläutert Erfahrungen bei Stiftungsmanagement und nachhaltiger Vermögensanlage und garantiert die geforderte Ausschüttung für den Stiftungszweck. Ein toller Auftakt, der auf mehr hoffen lässt
  • Fuchs plus
  • Brückeneinsturz von Baltimore

Hafen von Baltimore wieder geöffnet

Verschwommenes Bild vom Hafen in Baltimore und Bild von einem Sperrschild verlaufen ineinander © Adobe Firefly, KI-generiertes Bild
Der Hafen von Baltimore ist wieder rund um die Uhr geöffnet. Auch größere Schiffe können den wichtigen Umschlagplatz an der Ostküste der USA nun wieder anlaufen.
  • Fuchs trifft Pferdchen, Der Geldtipp-Podcast, Teil 40

Geldtipp – Pferdchen trifft Fuchs: Wie man richtig reich werden kann

Geldtipp-Podcast. ©SpringerNature
Ein sorgenfreies Leben in Reichtum ist der Traum vieler Menschen. Pferdchen und Fuchs diskutieren in der 40. Folge des Geldtipp-Podcasts, welche Formen von Reichtum es gibt, wann Personen als reich gelten und wie sie diesen Traum verwirklichen können.
Neueste Artikel
  • Die Marke stirbt zuletzt

Das langsame Sterben der Traditionsmarken am deutschen Bankenmarkt

Fassade und Namensschild von Bethmann / ABN Amro. © Verlag FUCHSBRIEFE
Am deutschen Bankenmarkt werden die Karten neu gemischt. Der Konsolidierungsprozess unter den Privatbanken geht mit großen Schritten voran. Jüngster Fall: Die niederländische Großbank ABN Amro übernimmt Hauck Aufhäuser Lampe vom bisherigen Eigentümer, der chinesischen Fosun-Gruppe. Immer mehr Traditionsmarken im Private Banking verlieren so ihre relative Eigenständig. Zuletzt stirbt dann der Markenname.
  • Fuchs plus
  • Tschechien – Tschechische Krone

Krone aus Tschechien hat Potenzial

Die Wirtschaft in Tschechien leidet unter der deutschen Konjunkturschwäche. Das schlägt gerade auch auf die Verbraucher zurück, die ihren Optimismus zügeln. Die Notenbank kommt damit in eine Zwickmühle, denn die Inflation zieht kräftig an. Die Krone wird deshalb in Bewegung kommen.
  • Fuchs plus
  • Gutes oder schlechtes Zeichen für den Euro?

Zinsspreads zwischen Deutschland und Italien gibt Fehlsignal

Der Aufschlag für italienische gegenüber deutschen Staatsanleihen (Spread) sinkt kontinuierlich. Der Tiefpunkt im zurückliegenden 10-Jahreszeitraum kommt in Sichtweite. Ist das nun ein gutes Zeichen für Italiens Wirtschaftskraft und die langfristige Stärke des Euro?
Zum Seitenanfang