Zinshoffnungen schmelzen allmählich
Anleger sollten die geradezu "lustlos" seitwärts tendierenden Börsen in dieser Woche als Warnsignal verstehen. Denn die Zinshoffnungen schmelzen derzeit und begrenzen dadurch die Aussicht auf weitere Kursgewinne. Das Pendel des Angst-und-Gier-Index geht peu à peu in Richtung Angst zurück. Für uns ein Anzeichen dafür, dass die Märkte allmählich realisieren, dass es mit den Zinsen nicht so schnell bergab gehen wird, wie von Ihnen erhofft.
Zinserwartungen für die USA schmelzen langsamer als die der Eurozone
Mit Blick auf die US-Zinsen setzt sich diese Erkenntnis aber geradezu quälend langsam durch. Da helfen auch die beschwichtigenden Worte seitens der Federal Reserve offenbar wenig. Noch immer gehen 59% der Marktteilnehmer von einer Senkung um 25 Basispunkte im März aus. Das zeigt das FedWatch-Tool der CME Group. Das sind immerhin ein paar Prozentpunkte weniger als noch zu Jahresbeginn, aber dennoch eine deutliche Mehrheit. Die US-Aktienindizes spiegeln diese Hoffnung weiterhin mit leichten Kurszuwächsen seit Jahresbeginn.Kurioserweise scheinen die Märkte die Worte der Europäischen Zentralbank ernster zu nehmen als die der Fed. EZB-Chefin Christine Lagarde, mehrere Mitglieder des EZB-Rates, sowie der EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dämpften die Erwartung an bald sinkende Euro-Zinsen. Das ist für uns ein Grund, warum die Eurobörsen (z.B. DAX, CAC, Euro STOXX) seit Jahresbeginn schwächer performen als die US-Pendants.
Abermalige Sektorrotation deutet sich an
FUCHS-Lesern raten wir es bei US- und Euro-Aktien den institutionellen Anlegern gleichzutun. Die schichten derzeit Kapital aus zyklischen Bereichen in die Sektoren Basiskonsumgüter, Gesundheit und Telekommunikation um - alles Sektoren, die seit Jahresbeginn darum an Wert gewannen. Damit setzt eine Sektorrotation ein, die strukturell die bis zum Jahresende 2023 gut gelaufenen Tech-Werte, Industrie-Aktien und Finanz-Titel belasten dürfte.
Turnaround-Spekulation bei China
Während die US- und Euro-Börsen korrekturanfällig bleiben, werden wir hingegen bei chinesischen Aktien optimistischer. Risikobereite Anleger positionieren sich hier für den Turnaround. Zwar ist der MSCI China ETF (ISIN: IE 00B QT3 WG1 3) binnen eines Jahres um 25% gefallen (während die USA und Europa ordentlich auftrumpften). Das KGV chinesischer Aktien liegt derzeit unter 10. Das ist ein Niveau, das im historischen Vergleich Kurszuwächse um 20% in den kommenden 12 Monaten versprach, so ein Research der liechtensteinischen Kaiser Partner Privatbank. Die Konjunkturdaten bessern sich langsam. Das könnte der Ausgangspunkt für eine technische Gegenbewegung sein.
Selbstverständlich sollten Anleger sich gerade in China der höheren Marktrisiken im Vergleich zu den USA oder Europa bewusst sein. Hohe Schulden, der zunehmend autoritär regierende Xi Jinping, die strenge Regulierung der Tech-Unternehmen und das "Taiwan-Risiko" sind berechtigte Gegenanzeigen. Kaiser Partner glauben darum, dass immer mehr Anleger China eher als "Trade" denn als "Investment" sehen werden - eine Ansicht, der wir uns anschließen können.