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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Deutsche Post: Go Green? Noch nicht in der Compliance

Die Deutsche Post hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Im Bereich Compliance scheint das Thema aber noch nicht voll angekommen zu sein. Um hier die Risiko-Ampel auf Grün zu schalten, fehlt noch einiges an Transparenz.

Der weltgrößte Logistikanbieter war noch nie so profitabel wie heute. Vom Konzerngewinn von 2,78 Mrd. Euro profitierte auch der Chef: Seine Gesamtvergütung von über neun Mio. Euro alarmierte den Bund als Hauptaktionär. Ein neues Vergütungssystem soll die Gehälter künftig begrenzen und Summen von über sechs Mio. Euro in Zukunft verhindern.

Kleinere Dispute mit dem Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur hat die Deutsche Post immer wieder, sie agiert aber bisher weitgehend skandalfrei. Als Logistiker ist ihr Kraftstoff- und Schadstoffausstoß massiv, besonders in der Luftfracht. Umweltstandards in der Lieferkette werden zentral anhand von Kennzahlen gesteuert, aber als Betriebsgeheimnisse behandelt. Mit der populären GoGreen Kampagne (E-Scooter) werden solche Defizite geschickt überspielt. Es fragt sich, ob das Risikoprofil mit der Beschränkung vor allem auf Wettbewerbsrecht und Korruption im Zeitalter der Digitalisierung nicht zu eng dimensioniert ist.

Verhaltenskodex

Ein sehr umfassender Verhaltenskodex, der zudem auf weitere wichtige Richtlinien hinweist. Leider sind die Vorgaben recht abstrakt. Weder konkrete Beispiele noch FAQs verdeutlichen, was genau „korrektes" Verhalten sein soll. Umfangreiche Maßnahmen zur Implementierung sind vorhanden und werden auch angesprochen. Kontaktangaben zu weiteren Fragen sind eher spärlich und beschränken sich auf eine generelle Email am Ende des Dokumentes. Fraglich, ob ein Mitarbeiter so lange durchhält.

Lieferantenkodex

Die Stärken des Kodex sind seine Einbettung in internationale Richtlinien, die gute Abdeckung der üblichen Themen und die Bestimmtheit der Vorschriften („Der Lieferant beschäftigt keine Kinder..."). Dennoch gibt es einige Schwachstellen. Hierzu zählt, dass keine Folgen von Verstößen genannt werden. Hier ist die Deutsche Post zu vage.

Die Formulierung, dass der Lieferant seine eigenen Lieferanten nur „anregen" soll, die Bestimmungen einzuhalten, ist zu schwach genauso wie der Hinweis darauf, dass der Lieferant für seine eigene Lieferkette verantwortlich ist. Ebenfalls sind die Vorgaben hinsichtlich Sublieferanten zu ungenau. Ferner gibt es außer „wir behalten uns das Recht vor, die Einhaltung der Anforderungen des Code of Conduct für Lieferanten nach angemessener Vorankündigung zu überprüfen" keine Hinweise zu Überprüfungen. Hiermit droht der Kodex ein zahnloser Tiger zu werden.

CMS Compliance-Management-System

Positiv ist, dass die relevanten Kriterien angesprochen werden, nachteilig ist, dass die Informationen dazu etwas knapp sind. Zur Strategie sagt die Post knapp: „Der Schwerpunkt liegt auf einem werte- und risikoorientierten Ansatz; das Compliance-Management dient dazu, dass wir uns richtig verhalten und unser Handlungsauftrag gesellschaftlich legitimiert ist." Die kontinuierliche Bewertung des konzernspezifischen Risikoprofils beschränkt sich auf Wettbewerbs- und Kartellrecht, Bestechung und Korruption, Betrug und Unterschlagung. Das Berichtssystem wird erklärt. Auf der Homepage wird das CMS nachvollziehbar beschrieben.

Kommunikation

In Deutschland ist die Post bei den Arbeitsbedingungen für Zusteller Testsieger bei der Stiftung Warentest. Zu einem harten Streik kam es aber 2015, weil die Post neue Beschäftigte schlechter bezahlt in Regionalgesellschaften ausgliedert. In der Kritik stand sie wegen Problemen bei Subunternehmen.

Wenig transparent ist, was da getan wurde. Kontrollen oder Steuerungsgrößen werden nicht offengelegt. Das Umweltschutzprogramm GoGreen wird nachhaltig verfolgt. Bis 2025 hat man sich ambitionierte Teilziele gesetzt. Vom Street Scooter, einem elektrischen Kastenwagen, produziert die Post bereits mehrere Tausend Stück und fährt damit der Autobranche davon. Der Blog „delivering tomorrow" betont etwas einseitig die Chancen der modernen Logistik, liefert aber Einblicke in die Wahrnehmungswelt der Post.

Fazit: GoGreen gilt bei der Deutschen Post bislang nur beim Umwelt-, nicht beim Investorenschutz. Da dominiert aus Compliancesicht noch ganz die Unternehmensfarbe: Gelb.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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