„Modell Zypern“?
Die Krise um Zypern hat ein neues Kapitel aufgeschlagen: Die Sparer werden enteignet. Statt der Steuerzahler sollen ab sofort die wohlhabenden Sparer mit Einlagen über 100.000 Euro zur Kasse gebeten werden.
Siegfried Sommersbuch ist mittelständischer Unternehmer. Seit Jahren hält er relativ hohe Liquiditätsreserven, sowohl im betrieblichen als auch im privaten Bereich. Die Guthaben auf Termin- und Tagesgeldern liegen im mittleren siebenstelligen Euro-Bereich. Die Nachrichten aus Zypern machen ihm Angst.
Droht dieses Szenario auch für Deutschland – und wenn ja, kann man irgendetwas dagegen tun? Ihm fällt ein Angebot eines Finanzdienstleisters mit der Überschrift: „Zwangsabgabe – Nein Danke!" in die Hände. Der Vermittler wirbt mit einer Police „Vorsorge", die ihn vor solchen fiskalischen Maßnahmen schützen soll. Eine Lösung? Nein. Um sein Geld völlig vor Staatseingriffen zu schützen, hilft die Police nicht. Auch nicht, wenn das Geld in Liechtenstein verwahrt wird. Würde das Gleiche wie in Zypern passieren, wäre dieses Geld zwar vor einer Zwangsabgabe geschützt. Denn in Zypern sind nur Bankeinlagen betroffen. Nur: Für solchen „Schutz" bedarf es keiner „Police". Das wäre auch bei einem klassischen Wertpapierdepot der Fall.
Für Sommersbuch stellt sich die Frage, ob er seine 4 Mio. Euro Tages- und Termingelder weiterhin bei der Direktbank anlegt. Gesetzlich abgesichert sind nur 100.000 Euro. Hinzu kommt aber der Einlagensicherungsfonds der Banken und die Gewährträgeroder Solidarhaftung bei Sparkassen bzw. Volksbanken. Daher sind seine 4.000.000 Euro nach heutigem Stand geschützt. Die Absicherung beträgt bei „seiner" Bank knapp 1,5 Mrd. Euro – pro Kunde.
Die genaue Schutzhöhe je Bank können Kunden online beim Bankenverband erfragen. Geschützt sind alle Spareinlagen, Girokonto-Guthaben und andere Sichteinlagen. Bei den Sparkassen und Volksbanken sichern die jeweiligen Institutsgruppen das Guthaben der Kunden vollständig ab. Inhaberschuldverschreibungen, die die Banken auch gerne zu attraktiveren Zinsen anbieten, fallen aber nicht unter den Schutzmechanismus.
Dennoch ist Skepsis angesagt: Der Schutzmechanismus für Bankkunden wird greifen, wenn eine einzelne Bank kippt. Einen großflächigen Bankenkollaps würde der Fonds nicht stemmen können. Dann bleiben die 100.000 Euro gesetzlicher Schutz übrig. Und auch die hätten im Falle, dass das deutsche Bankensystem kippt, nur symbolischen Wert.
Fazit: Es müsste ein gewaltiger Bankencrash in Deutschland eintreten, damit das Geld von Sommersbuch gefährdet wäre. Sommersbuch kann vorsichtshalber sein Geld auf mehrere Banken sowie Sparkassen und Volksbanken mit ihren eigenen Sicherungssystemen verteilen.
Enteignet wird in Deutschland trotzdem
Gefahr droht von anderer Seite. Die „politisch" niedrig gehaltenen Zinsen führen dazu, dass das Geld des Anlegers immer weniger wird. Der Unternehmer erhält auf seine Millionen-Anlagen im Durchschnitt 0,5% p.a.; davon gehen die Steuern ab – und die Inflation. Also verliert sein Geld jeden Tag an Wert. Der Staat refinanziert sich durch die Zinsen, die unter der Inflationsrate liegen.
Zudem könnte die Vermögenssteuer bei einem Regierungswechsel im Herbst reaktiviert werden. Wenn dann jedes Jahr 1% des Vermögens an den Fiskus abgeführt wird, tritt sukzessive das ein, was die Bankkunden in Zypern jetzt erleben. Unternehmer Sommersbuch wird sich einer Vermögenssteuer nicht entziehen können. Daher ist auch die „Vorsorge-Police" eine Mogelpackung.
Anlagestrategie ändern
Sommersbuch sollte sich neue Gedanken über seine Vermögensstrategie machen. Nicht aus Angst vor Bankencrashs, sondern weil es wenig Sinn macht, seit Jahren siebenstellige Beträge als Tages- und Termingelder zu parken. Vielmehr ist es ratsam, für Teile des Vermögens ein breit diversifiziertes, höher rentierliches Portfolio aufzubauen, das möglichst kostenarm investiert.
Fazit: Je höher Sommersbuchs Rendite in den kommenden Jahren ist, desto eher schafft er es, sein Vermögen real, nach Kaufkraft, zu erhalten – auch mit Vermögenssteuer.