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Spudy & Co. Family Office | TOPs 2016 - Beratungsgespräch

Chic und snobbish

Die Qualifizierungsampel schaltet auf Rot.
Spudy & Co. sind ein Hamburger Family Office, bei dem Kunden auch vorsprechen dürfen, wenn sie nicht gleich mehrere Millionen anlegen wollen.
Qualität muss ja nicht kompliziert sein. Spudy kommen mit einem übersichtlich gestalteten Internet-Auftritt daher. Auch für die Anlageberatung wird schlicht damit geworben, man würde sich mit unseren Zielen und Vorgaben beschäftigen. Mehr wollen wir im Grunde nicht, und so bereiten wir uns auf die Kontaktaufnahme mit dem Institut vor. Dessen Alleinstellungsmerkmal ist es, als „bankenunabhängiges Multi Family Office“ seine Mandanten „hinsichtlich aller liquiden und illiquiden Anlageklassen auf der Basis eines am Markt einzigartigen Controlling-Systems“ zu beraten. Auf Wunsch übernähme man auch Verantwortung bei der Umsetzung von Anlageentscheidungen und böte den Mandanten die Vermögensverwaltung für liquides Vermögen, Immobilien, Private Equity, Infrastruktur sowie Agrar und Forst an. So jedenfalls kommunizierte man es uns zuletzt.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollten. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Das Family Office Spudy präsentiert sich mit einem Internetauftritt, der eher unpersönlich wirkt – bis auf den Geschäftsführer ist keine Kontaktperson direkt benannt, andere Berater können wir uns vorab nicht ansehen. Zunächst geht es etwas holprig los: Wir sind ein konservativer Typ und entscheiden uns für einen Anruf und eine Terminvereinbarung per Telefon. Doch am anderen Ende der Leitung kann (oder will) man uns nicht zu einem Berater durchstellen. Es heißt vielmehr, wir sollten schriftlich anfragen. Wir bitten also darum, einen Berater zu verständigen der uns innerhalb der nächsten Stunde zurückrufen könne. Das geschieht dann auch prompt. Wir sind zufrieden. Der Berater ist am Telefon sehr freundlich. Ohne viel Nachfragen seinerseits vereinbaren wir einen Termin. Kurz darauf kommt eine Bestätigungsmail mit Anfahrtsskizze. Zum Beratungstermin selbst finden wir uns in der prächtigen Villa am Alsterufer ein – sofern es Erwartungshaltungen an eine Adresse in Hamburger Top-Lage gibt, werden sie erfüllt. Wir werden sogleich von der Dame an der Rezeption in den Besprechungsraum geführt. Er strahlt Großzügigkeit aus: ebenerdig gelegen, bestimmt lichtüberflutete 70 Quadratmeter groß, drei große bis zum Boden reichende Fenster mit Blick auf die Außenalster. In der Mitte ein rechteckiger Tisch mit 10 Sesseln. Wir haben genug Zeit, das Interieur zu studieren, denn wir warten gefühlt relativ lange auf die zwei Berater, die erst nach einigen Minuten erscheinen. Die Freundlichkeit hält sich zunächst in Grenzen, es gibt eine sehr oberflächliche Entschuldigung für die Wartezeit - höflich und glatt. Wir haben den Eindruck, sie wollten uns spüren lassen: Wir sind Spudy! Als Einstieg und Eisbrecher gleichermaßen dient das US-amerikanische Konsulat nebenan. Wir sprechen über deren als übertrieben empfundene Sicherheitsmaßnahmen,  denn die Straße an der Außenalster ist gesperrt, eine Durchfahrt nicht möglich. Das Gespräch verläuft entspannt. Ein Berater gestaltet die Unterhaltung und referiert zuerst über die jüngeren Veränderungen im Gesellschafterkreis von Spudy. Der andere ist lediglich anwesend und wird von uns über das gesamte Gespräch hinweg als „Beisitzer“ wahrgenommen. Ein Berater-Team stellen wir uns anders vor. Es geht also zunächst um das Ausscheiden des Namengebers Spudy, den Zusammenschluss mit Döttinger /Straubinger in München und schließlich auch über die Geschäftstätigkeit mit den 4,5 Milliarden betreuten Kundengeldern bei 50 Mitarbeitern. Ob es an der neuen Geschäftsleitung liegt, dass Spudy weniger auskunftsbereit ist als in früheren Zeiten? Die Fragen zum Geschäftsverlauf, Produkten und Produktpolitik, Standardkonditionen etc. der Redaktion Fuchsbriefe beantwortet das Haus diesmal trotz Nachfrage nicht innerhalb der gesetzten Frist. Er selbst sei Hamburger, verrät uns der Berater, und wäre vorher bei der Commerzbank und bei der UBS gewesen. Er zeigt sich sehr interessiert an uns als Person und an unserer persönlichen Geschichte. Er meint, es wäre eine gute und noble Geste, einen Teil unseres Vermögens auf die geplante Art weiter zu geben, und er würde die Aufgabe gerne übernehmen. Trotz der relativ "niedrigen" Summe von einer halben Million. Er denkt wohl laut, als er eher rhetorisch fragt, ob wir das aus unserem geerbten Vermögen von 6 Millionen bezahlen werden. Immer wieder lässt der Berater durchblicken, dass man sich bei Spudy eigentlich mit höheren Vermögen beschäftigt. 90% aller Kunden – per Ende 2013 waren das 120 Familienverbünde –, so kommunizierte es Spudy im Vorjahr, hätten Vermögensgrößen oberhalb von 5 Mio. Euro. Damals hatte das Family Office nach eigenen Angaben mehr als 2 Mrd. Euro Anlagevermögen unter seinen Fittichen. Aufmunternd wirkt, dass der Berater unsere Vorstellungen für problemlos umsetzbar hält. Er sagt, er denke an eine offensive Vermögensverwaltung mit einem Anteil von ca. 70% Aktien mit konservativ gerechnet 5%iger Rendite. Eine Evaluierung würde zwei Jahre vor Ablauf der acht Jahre erfolgen; auch eine eventuelle Nachjustierung, sofern diese notwendig werden sollte.

Schön (und besonders glaubwürdig) wäre es, wenn wir Spudys Performance im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nachvollziehen könnten – im direkten Wettbewerb mit weiteren mehr als 100 Banken und Vermögensverwaltern.

Wir sind erfreut, als der Berater uns noch auf die Problematik des erhöhten Steuersatzes der Schenkung bei Nicht-Blutsverwandten hinweist, weswegen eine Heirat und/oder Adoption empfehlenswert sei. Die Verabschiedung am Ende des Beratungsgesprächs ist klassisch - wir werden von beiden Herren bis an die Tür gebracht. Acht Tage später kommt ein Anlage-Vorschlag per Post. Beim Lesen gewinnen wir den Eindruck, dass alles nur oberflächlich gemacht wurde. Da ist kein übermäßiges Engagement zu erkennen. Wir erfahren, wie erfolgreich Spudy in den letzten 3 – 5 Jahren bei einer Aktienquote von 70% gewesen ist. Und dass sie für Österreich keine Betriebszulassung hätten ... Wir verstehen nicht ganz, warum dies nicht schon bei unserem Besuch oder besser noch im anfänglichen Telefonat angesprochen wurde. Außerdem scheinen uns die aufgerufenen Konditionen im Marktvergleich hoch: 1,3% plus Mehrwertsteuer sowie 0,16% p.a. für den Fondsmantel. Wir würden ein regelmäßiges Reporting erhalten – ohne zusätzliche Kosten. Wir schicken eine Absage per E-Mail.

Fazit: Ein Family Office muss einen Kunden nicht annehmen, nur weil dieser Vermögen in der Hinterhand hat. Aber wenn es das dennoch tut, vielleicht mit der Hoffnung, eines Tages einen größeren Betrag zur Verwaltung zu ernten, dann sollte es das nicht halbherzig tun. Wir haben jedenfalls nicht den Eindruck, dass wir als Kunde angenommen werden – ein sofortiger Hinweis auf die mangelnde österreichische Zulassung als offensichtliches „Totschlagsargument“ hätte Zeit und Geld gespart. Der Anlagevorschlag wirkt oberflächlich und ist mitnichten klar an unseren Zielen und Vorgaben orientiert, wie auf der Webseite versprochen. Die Qualifizierungsampel schaltet folgerichtig auf Rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2016“.

Fakten: k. A.

Spudy & Co. Family Office GmbH
Alsterufer 36, 20354 Hamburg
www.spudy.de

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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