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Investmentkompetenz im Vermögensmanagertest TOPS 2021

Nagelprobe durch Corona-Crash

Insgesamt 16 Privatbanken stellten im Rahmen des Beauty Contests ihre Investmentkompetenz unter Beweis. Aus drei Komponenten setzt sich diese Prüfkategorie zusammen – zwei quantitativen und einer qualitativen. In qualitativer Hinsicht spielt u.a. eine Rolle, welche Anlageinstrumente zum Einsatz kommen, wie transparent das Depot strukturiert ist und ob die gewünschten Nachhaltigkeitskriterien des Kunden Berücksichtigung finden.

Wie der Beauty Contest ergeben und die Jury letztendlich geurteilt hat, unterscheidet sich die Qualität der vorgestellten Depots stark voneinander. Egal ob es sich um Kosten, Transparenz, Plausibilität des Anlageprozesses oder schließlich „Nachhaltigkeitstauglichkeit“ der Depots handelt – qualitativ unterscheiden sie sich erheblich voneinander. Quanvest dagegen geht rein quantitativ vor, blickt in den „Rückspiegel“ und in die „Glaskugel“, nimmt also eine auf den Depotdaten basierende Rück- und Vorschau vor. Starten wir mit dem Blick in den Rückspiegel.

Die Rückschau

Um die Qualität eines Depots zu überprüfen, ist der zugrundeliegende Testzeitraum ganz entscheidend. Schließlich sollten sich Portfoliomanager mit ihren Anlagestrategien in guten und in schlechten Zeiten bewähren. Genau dies ist diesem Jahr durch Corona der Fall gewesen: Unter dem frischen Eindruck der Corona-Krise baten wir die Finanzinstitute Ende Mai um detaillierte Depotdaten: eine Transaktionshistorie für die Rückschau vom 30.4.2015 bis zum 30.4.2020 sowie einen Anlagevorschlag mit nachhaltigen Investments. Mit dieser Dokumentation waren die Leistungen der Portfoliomanager plausibel und exakt nachvollziehbar. Insbesondere zeigte sich so, an welchen Stellen eine aktive Depotsteuerung gegenüber dem Vergleichsindex etwas gebracht hat. Der gewählte Zeitraum endete sechs Wochen nach dem Tiefpunkt der Corona-Krise am 30.4.2020, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Verluste des „Corona-Crashs“ nur zu einem kleineren Teil bereits wieder aufgeholt waren. Betrachtet man den gesamten Zeitraum, so ist eine 5-Jahresperformance von 0 Prozent nichts Ungewöhnliches.

Global schlägt Europa im zweistelligen Bereich auf 5-Jahressicht

Zum Vergleich: Ein rein europäisches Benchmarkdepot lag in diesem Zeitraum zwischen -2 % (100 % Aktien: EURO STOXX Total Market) und +6 % (30 % Aktien u. 70 % Unternehmensanleihen: iBoxx € Corporates EUR). Ein breit aufgestelltes Durchschnittsdepot aus globalen Aktien und europäischen Renten schlug sich hingegen deutlich besser. Hier lag die 5-Jahresperformance vor Kosten bei 24 % (100 % globale Aktien: Stoxx Global 3000 Index) oder bei 13% für eine globale defensive Strategie (30 % globale Aktien und 70 % Unternehmensanleihen: iBoxx € Corporates). Bei den Vergleichsdepots wurden alle drei Monate Rebalancings durchgeführt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Renditen der Teilnehmer am Beauty Contest erreichten in dem erwähnten Zeitraum zwischen -3 % und + 32 %.

„Bester Stresstest aller Zeiten“

Diese historische Rendite hat Quanvest ins Verhältnis gesetzt zum „besten Stresstest aller Zeiten“ – dem Corona Drawdown. Dieser fällt in die Zeit vom Hochpunkt im ersten Quartal am 19.2.2020 und dem darauf folgenden Tiefpunkt am 19.3.2020. Die Verluste der Indizes waren in Europa mit 37 % im o.g. Euro Stoxx am höchsten, der globale Stoxx Global 3000 verlor mit 30% aufgrund der globalen Diversifikation etwas weniger und die Unternehmensanleihen im iBoxx Corporates verloren gut 8 %. Die so gebildete „Sharpe Ratio der Rückschau“ gibt ein erstaunlich präzises Bild der Managementleistung der Privatbanken in der jüngeren Vergangenheit. Die Kennzahlen wurden aus den Depot-Anfangsbeständen per 30.4.2015 und den Transaktionen bis zum 30.4.2020 ermittelt. Sie beinhalten alle Käufe, Verkäufe, Dividenden und Split-Buchungen. Diese Form des „Investment Controllings“ basiert auf den Daten der Banken. Sie machte die Leistungen der Banken untereinander vergleichbar, einschließlich aller erzielten Renditen und der damit einhergehenden Risiken in Form von Kursrückgängen und Drawdowns in dem erwähnten Zeitraum.

Die Vorschau

Der „Blick in die Glaskugel“ in Form einer sog. „Monte Carlo-Simualtion“ klingt möglicherweise ein wenig nach „Glücksspiel-Hokupokus“, hat aber nichts damit zu tun, sondern basiert auf einer wissenschaftlich fundierten Wahrscheinlichkeitsrechnung. Hier ruht der Blick des Fachmanns auf der Diversifikation, der klugen Streuung der Anlagen im Portfolio. Die aktive Steuerung muss bei der Betrachtung zwangsläufig unter den Tisch fallen. Anstelle der historischen Rendite berechnete Quanvest hier die erwartete Rendite. Diese basiert auf Umfragen zu Anlageklassen bei Banken. Die Privatbanken und Vermögensverwalter konnten hier mit Hilfe von Benchmarks auch zugehörige Anlageklassen und Renditeerwartungen an Quanvest übermitteln. Die Renditeerwartungen flossen in die Konsensbildung für alle Teilnehmer ein, so dass alle nach dem gleichen Maßstab fair bewertet wurden. Ein Ergebnis: Auch wenn es sich bei der Vorschau um ein rein prognosebasiertes Verfahren handelt, haben sich darin die Berechnungen der historischen Analyse nochmals bestätigt.

Banken bleiben ihrem Anlagestil treu

Das Risikoverfahren entspricht einer Monte Carlo Simulation mit 20.000 unterschiedlich korrelierten SENSIS®-Szenarien, von denen die schlechtesten 400 gewertet werden. Das SENSIS® Modell ist so robust, dass es die Höhe des maximalen Verlustes in der Corona-Krise in der Simulation recht präzise „erahnen“ konnte. Es bestätigte die gründliche und konsistente Arbeit der Portfoliomanager. Denn die Höhe der Corona-Verluste in der Rückschau war ähnlich hoch wie der simulierte Verlust für den Anlagevorschlag in der Vorschau.

Die Struktur des Anlagevorschlags in der Vorschau stimmte also mit der aus der Transaktionshistorie sich ergebenden Depotstruktur in der Rückschau überein. Das ist nicht selbstverständlich, denn viele Privatbanken haben erst seit 2 bis 3 Jahren ein nachhaltig gemanagtes Depot im Angebot und können weiter zurück liegende Ergebnisse nicht nachweisen. Da es uns vorrangig um den objektiven Renditenachweis ging, baten wir in solchen Fällen um ähnlich gemangte Depots und das wurde augenscheinlich auch korrekt befolgt. Für das Ranking berechnete Quanvest eine „Sharpe Ratio der Vorschau“. Dieses Mal aus erwarteter Rendite und simuliertem Risiko. Die Ähnlichkeit der Banken-Rankings in Vorschau und Rückschau, also in den Anlagevorschlägen für unseren Neu- /Testkunden und das tatsächliche Anlageverhalten in den letzten Jahren spiegelt, dass die Banken ihrem Anlagestil „treu bleiben“ – auch in Krisen.

VORBILDLICHE DEPOTS IM CHECK

LGT erzielt TOP-Rendite durch globales Aktiendepot

Die LGT Bank stellte ein global über Regionen und Branchen gestreutes und ausschließlich auf Aktien basierendes Kundendepot. Darin enthalten waren zu gut 70 % europäische und amerikanische Einzeltitel und zu 25 % globale, nachhaltige ETFs. Die Renditeerwartung liegt bei gut 6% pro Jahr. Der berechnete maximale Verlust beträgt -29%. In der Rückschau gab man uns den hauseigenen LGT Sustainable Equity Fund zur Bewertung. Der Corona Drawdown liegt bei Minus 27%. Die 5-Jahres-Rendite allerdings auch bei insgesamt 32% in der Rückschau, also über der globalen Benchmark. Das ist ein sehr gutes Ergebnis!

Berenberg überzeugt durch hohen Technologie- und Anleihenanteil

Bei Berenberg liegt der strategische Aktienanteil im Anlagevorschlag bei 50 %. Davon fällt ein Großteil in die Technologiebranche mit fast 40 %. Der Rentenbereich macht im strategischen Depot 41 % aus. Die Hälfte der Anleihen ist in sog. „Green Bonds“ von Unternehmen investiert. Außerdem werden im Rentenbereich sog. Covered Bonds, nachhaltige Wandelanleihen und Schwellenländeranleihen berücksichtigt. Eine kleine Position entfällt auf den Bereich Mikrofinanz. In der Simulation kommt dieses Depot auf eine Renditeerwartung von knapp 5 % und einen maximalen Verlust von -23 %. Das vergleichbare Kunden-Mandat für die Rückschau hatte in der Coronakrise vorübergehend 21 % verloren, aber über den 5-Jahres Zeitraum immerhin gut 19 % verdient. Das liegt ebenfalls über der vergleichbaren Benchmark.

Globalance Bank reduziert Risiko durch optimale Streuung

Last but noch least hat der Anlagevorschlag von Globalance Bank am Besten in der Vorschau abgeschnitten, was bei der breiten Diversifizierung auch nicht überrascht. Einer Renditeerwartung von 5 % steht in der Vorschau ein Risiko von 20 % gegenüber. In der Rückschau lag der zwischenzeitlich höchste Verlust dann tatsächlich zum Coronacrash bei -17 %. Das lag nicht zuletzt an der sehr alternativen Ausrichtung, beginnend mit einer Aktienquote von 50 %, mit eingerechnet sind 3 % Private Equity. Die Einzeltitel verteilen sich mit 35 % auf amerikanische und europäische Aktien. Der Anteil klassischer Anleihen reduziert sich konsequent auf nur noch 2 % in einen US Treasury ETF mit sehr kurzer Restlaufzeit. Bei den Fonds ist man breit gestreut. Den größten Anteil macht der hauseigene „Globalance Zukunftbeweger Focused“ mit 6 % aus. Ansonsten wird wirklich vorbildlich über alles gestreut, was nachhaltig, Zukunfts-Thema oder alternativ ist: „Gesundes Leben“, „Erneuerbare Energien“, „Wasser“, „Wind Energie“, „Smart Materials“, „Katastrophenanleihen“, „Mikrofinanz“, „Infrastruktur“, „Green Real Estate“ und nicht ganz so grün, aber nicht minder erfolgreich, Gold, die Optoflex Prämienstrategie, Emerging Markets Kurzläufer und Wandelanleihen. „Ist doch gar nicht so schwer“, möchte man sagen …

Fazit: Insgesamt sprechen die Ergebnisse für zunehmend professionalisierte Investmentprozesse.
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