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Pictet & Cie (Europe) S.A. | TOPs 2016 - Beratungsgespräch

Nicht alles, was Geld ist, glänzt

Die Qualifizierungsampel schaltet auf Rot.
Die inhabergeführte Genfer Privatbank Pictet hat bei der Geldanlage den "Seelenfrieden" ihrer Kunden im Blick.
Wir sind kinderlos. Das Berufsleben liegt hinter uns und wir genießen den Ruhestand. Doch wie viele Menschen in dieser Situation beschäftigt uns eine Frage intensiv: Wer wird eines Tages unser Vermögen erben? Der Staat jedenfalls soll es nicht sein. Pictet ist Vermögensverwalter aus der Schweiz und seit über 200 Jahren in der Beratung von Privatpersonen und Familien tätig, die ihr Vermögen über Generationen hinweg erhalten und vergrößern wollen. "Sicherheit – für den eigenen Seelenfrieden", ist ein Slogan, den die Bank benutzt. Das spricht uns an. Vielleicht kommt hier zusammen, was zusammen gehört? Das verwaltete Vermögen der Genfer Privatbank, die mit einem sehr guten Rating ausgestattet ist, beträgt stolze 435 Mrd. Schweizer Franken. 2014 machte die Bank einen Gewinn von 459 Mio. Franken. Im gleichen Jahr warb sie 17 Mrd. Franken an Nettoneugeldern ein. Kerngeschäftsfelder sind das Wealth Management, Wealth Solutions, Family Office und Asset Services (u. a. Custody-Lösungen) oder ganz simpel auf Deutsch: Vermögensverwaltung und –beratung, Vermögensbetreuung für Familien und Anlagedienstleistungen. Das Unternehmen wird von acht geschäftsführenden Gesellschaftern geführt, die für alle Tätigkeiten der Pictet-Gruppe verantwortlich zeichnen. Pictet fokussiert strikt auf die Vermögensverwaltung und ist nicht tätig im Investment Banking, im Eigenhandel und der Kreditvergabe. Die Mitarbeiter werden am Gewinn der Bank beteiligt und nicht am Verkauf von Produkten. Dadurch will Pictet falsche Anreizmechanismen vermeiden. Man versteht sich als Lösungsanbieter, nicht Produktanbieter. Die Incentivierung der Mitarbeiter erfolgt im Wesentlichen durch "eine attraktive Basisvergütung und einem variablen Anteil, der sich an verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien und maßgeblich an der Kundenzufriedenheit misst“. Pictet ist an 26 Standorten weltweit vertreten. Kundenerfahrung hat die Bank in mehr als 80 Ländern.

Am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nimmt Pictet nicht teil.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollten. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Wir wählen die Münchner Nummer von Pictet, denn da wollen wir hin. Doch zunächst „landen“ wir in der Zentrale in Frankfurt. Die Bank, so erklärt uns die freundliche Stimme am Telefon, arbeite als Team, wenn uns das wichtig sei, dann bekämen wir selbstverständlich einen Berater und Termin in München. Inhalte unseres Anliegens kommen nicht zur Sprache. Wenige Tage später ruft uns der zugeteilte Berater an und bittet den avisierten Termin zu verschieben. Nun, wir sind ja flexibel ... Pictet legt wert auf Diskretion. Wir finden den Eingang in der Münchner Maximilianstraße 2 nicht ohne Hilfe – wie schon vorher die Parkplatzsuche eine Herausforderung darstellte (Pictet hat offensichtlich keine Kundenparkplätze, jedenfalls wurde uns keiner angeboten). Unser Berater betätigt sich netterweise als „Guide“, holt uns vor der Tür ab und geleitet uns ins Besprechungszimmer. Ein weiterer Berater, gesellt sich – unangekündigt – hinzu. Wir schauen uns um: Kleine Umbauarbeiten in den Geschäftsräumen, der Beratungsraum selbst ist modern ausgestattet, da ist nichts, was die Aufmerksamkeit ablenkt. Ein wenig Smalltalk zu unserem beruflichen Hintergrund, dann befinden wir uns schnell in einem sehr konzentrierten Gespräch, das mit der Erläuterung der Grundsätze bei Pictet beginnt: Man verwende keine eigenen Produkte in der Vermögensverwaltung und kaufe von anderen Anbietern nur zu besten Konditionen für die Kunden ein. Es müsse nun ein Kundenprofil erstellt werden, im Anschluss an das Gespräch könne dann ein Anlagevorschlag auf Basis der Eckdaten erarbeitet werden. Dieser werde auch das genaue Konditionenangebot enthalten. Die Kosten dürften aber etwa 1% vom Anlagevolumen betragen. Beide Berater sind fokussiert auf unser Kernanliegen. Sie fragen nach unseren Vermögenswerten, Immobilien, Aktien, vorhandenen Kenntnissen in der Geldanlage und loten mit uns unsere Risikobereitschaft aus. Bei den Risiken sind wir nicht festgelegt. Grundsätzlich sind wir "risikobereit", schätzt der Berater es ein; uns ist nur wichtig dass die Bank, wenn das Ziel nahe ist, nicht übers Ziel hinausschießt und rechtzeitig Risiko herausnimmt. Grundsätzlich sei unser Anliegen umzusetzen. Die Pictet-Berater machen uns allerdings auf die Erbschaftsteuer aufmerksam, die in unserem Falle aufgrund des nicht bestehenden Verwandtschaftverhältnisses hoch ausfiele – was wiederum dazu führt, dass wir deutlich mehr als 1 Mio. brutto anpeilen müssen, um der Begünstigten am Ende wirklich auch eine Million zur Verfügung stellen zu können. Wir lassen durchblicken, dass ein monatlicher Betrag bis zu 5.000 EUR aus monatlichen Mieteinnahmen für uns kein Problem darstellen würde. Renditen werden im Gespräch von Pictet nicht prognostiziert, die Höhe der voraussichtlichen Zuzahlungen nicht angedeutet. Die Berater lassen sich mit gezielten Fragen informieren. Sie wollen dann alles in einem Anlagevorschlag schriftlich beantworten. Nun kommt also der Apparat hinter den Frontleuten zum Zug: Die Pictet-Volkswirte betreiben eine eigene fundamentale makroökonomische Analyse. Sie sind aufgeteilt in vier Teams: Zinsen, Währungen, Aktien und Makroökonomische Analyse. Wichtigste Faktoren bei der Analyse sind die Geldpolitik der Notenbanken und das Zinsumfeld. Anhand von quantitativen Bewertungsmodellen versuchen sie zu beurteilen, ob einzelne Branchen bzw. Märkte über oder unter ihrem langfristigen Gleichgewicht liegen. Die Aktienanalysten des Hauses verfolgen Unternehmen weltweit aus den Bereichen Finanzen, Konsum, Gesundheit, Technologie und Industrie, die sie auch regelmäßig besuchen. Ihre Kauf- oder Verkaufempfehlungen dienen als Grundlage für Transaktionen in den Aktienportfolios der Kunden. Die Bank fühlt sich in allen Anlageklassen zu Hause. Aktien, Renten, Immobilien (offene Immobilienfonds), Geschlossene Fonds (Schiffe, Immobilien etc.), Hedgefonds, Mikrokredite, Zertifikate, ETF, Gold. Im Segment alternativer Investments sieht sich Pictet mit über 13 Mrd. Dollar under management als eine der führenden Adressen der Hedgefonds-Industrie. Im Segment Private Equity meint Pictet zu den führenden Anlegern privater Gelder in Europa zu gehören. Zum Abschluss des Gesprächs erhalten wir eine Kapitalmarkt-Ausblick und den Halbjahresbericht. Sowie die Zusage, alsbald auch einen Anlagevorschlag zu erhalten. Doch dann überlegt Pictet es sich anders. Wir erhalten einen Brief, man werde uns doch keinen Anlagevorschlag erstellen. Die Begründung: "Unsere individuelle Beratung (beginnt) grundsätzlich erst ab einem durch uns betreuten liquiden Vermögen von 3 Mio. Euro". Das ist neu: Strikte Eintrittshürden für die Kundenbeziehung in Form von Mindesteinlagesummen kennt Pictet eigentlich nicht, und wenn, dann waren bisher nach Auskunft der Bank 1 Mio. Euro die Orientierungsgröße. Im Gespräch hatten die Berater noch gemeint, dass sie zwar nur höhere Vermögen betreuen würden, dieses Mandat aber als einen "Test" für die weitere Zusammenarbeit verstünden. Unsere Enttäuschung ist daher groß: Das war unnötig vertane Zeit. Immerhin geben uns die Berater noch mit auf den Weg, was wir unbedingt erledigen müssten: So sollten wir uns mit unserem Berliner Testament beschäftigen und stattdessen Gütertrennung mit unserer Ehefrau vereinbaren. Für das Patenkind wäre ein Schenkungsvertrag angebracht.

Fazit: Dieses Haus ist eigen. Klar fokussierte Berater, zweifellos kompetent. Die Serviceorientierung ist eher rudimentär – so haben wir weder ein Parkplatzangebot, noch jemals eine kurze schriftliche Zusammenfassung unseres Gesprächs erhalten. Dem Kunden fehlte es am Ende an Verlässlichkeit. Die Verabredung, einen Anlagevorschlag zu senden, wurde nicht eingehalten. Die Begründung, die Anlagesumme sei zu gering, wirkt hinterhergeschoben. Die fehlende „Lust auf Mehr“ beruht am Ende auf Gegenseitigkeit. Tja, nicht alles, was Geld ist, glänzt. Unsere Qualifizierungsampel schaltet auf Rot.
PS: Pictet gibt im Nachhinein zu Protokoll, man habe den Kunden nach dem Gespräch als Tester erkannt und habe deshalb so wie beschrieben geantwortet. 

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern  lesen Sie im November 2015 im FUCHS-Report „TOPs 2016“.

Fakten: keine Angaben

Pictet & Cie (Europe) S.A.
Maximilianstrasse 2, 80539 München
www.pictet.com

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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