In der Union regelt sich die Nachfolge
Die Diskussion um mögliche Bündnisse der CDU mit den Linken ist nur vorübergehend vom Tisch. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (45) hatte sie ins Rollen gebracht. Er profiliert sich dabei als Superpragmatiker und Architekt des Machterhalts – für „übermorgen". Günther ist klug genug, um die erwartbaren Reaktionen aus der Partei eingeplant zu haben.
Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Kürzel AKK (56), hält voll dagegen. Die CDU lehnt nach ihren Worten eine Zusammenarbeit mit Linken und AfD „weiterhin klar ab". AKK bedient damit den derzeit noch gültigen Grundton der Partei. Sie zeigt sich im Hier und Heute verankert – und da ist eine solche Koalition in der CDU noch nicht vermittelbar.
Spahn in den Schatten gerückt
Gesundheitsminister Jens Spahn (38) schweigt zum Thema. Er war einer der Protagonisten für Jamaika-Koalitionen, wie sie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther bisher erfolgreich führt. Auch er weiß, dass die CDU künftig über lange Zeit Unsagbares nachdenken muss. Nur würde es nicht wundern, wenn er zu denen gehört, die im nächsten Sommerloch Bündnisse mit einer „geläuterten" AfD auf Landesebene befürworten. Um damit die parteiinterne Alternative zu Günther für übermorgen zu stellen.
Damit zeichnet sich im Rennen um die interne Nachfolge von Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel immer deutlicher die „Hackordnung" ab.
- AKK hat den Erstzugriff. Sie wäre nicht nur vom Alter, sondern auch von der politischen Grundüberzeugung her in der jetzigen Situation die ideale Übergangskandidatin.
- Günther – seit einem Jahr im Amt – will sich ohnehin erst als Ministerpräsident beweisen und eine weitere Landtagswahl gewinnen, bevor er, wenn es die Situation erlaubt, nach der Krone greift.
- Spahn hat inzwischen mitbekommen, dass er sich innerparteilich zunächst sein Unterstützernetzwerk ausbauen muss, bevor er eine Chance auf den Posten des ersten Mannes in der Partei und im Staat haben kann.
Fazit: In der CDU sortieren sich die Reihen. Merkels Wunschkandidatin AKK ist als Nachfolgerin zunehmend „alternativlos". Damit wird es für die verbrauchte Kanzlerin leichter, die Hände von der Macht zu lassen.