Italiener sollen Kursschock bei Staatsanleihen selber tragen
Das haushaltspolitische Vabanquespiel der italienischen Regierung von Rechtsausleger Matteo Salvini alarmiert die internationale Finanzcommunity. Vizepremier Luigi di Maio hatte bereits anklingen lassen, dass das Haushaltsdefizit 2019 voraussichtlich erneut die kritische 3%-Marke (Maastricht-Vorgabe) reißen wird, doch auf Intervention von Finanminister Giovanni Tria dies zurückgenommen.
Italiens Staatsschulden liegen schon bei über 130% des BIP. Und Salvini hat der Bevölkerung zahlreiche unfinanzierbare Versprechungen gemacht (FB vom 12.7.). Die Anleger reagieren. Der Zinssatz für italienische Staatsanleihen lag zwischenzeitlch 3 Prozentpunkte über dem der deutschen.
Der IWF hat angesichts der kritischen Haushaltslage Italiens diverse Schockszenarien durchgespielt. Darunter einen Wertverlust der Staatsanleihen von 10%. Ergebnis: Italiens private Haushalte könnten einen Finanzschock gut wegstecken. Staatliche Eingriffe, die darauf abzielen, einen solchen Schock einzudämmen, wären kostspielig und kontraproduktiv. Ein Bailout würde 1 ½ Prozent des BIP kosten und die bereits schwache finanzielle Lage der Regierung verschlimmern.
Durchschnittsvermögen der Italiener wächst
Kurios: Während Italiens öffentliche Defizite weiter steigen, werden die Italiener im Schnitt immer wohlhabender. Das gesamte Nettovermögen der privaten Haushalte belief sich bereits Ende 2013 auf über 9 Billionen Euro. Das ist das 5 ½ -fache des BIP. Das Durchschnittsvermögen pro Haushalt liegt bei über 350.000 Euro und pro Kopf bei ca. 150.000 Euro (Bank of Italy, 2014). Selbst gegenüber der Situation vor der Finanzkrise hat sich die Vermögenssituation der Italiener laut IWF im Schnitt verbessert. Die Summe der finanziellen Vermögenswerte in allen Sektoren (Private, Unternehmen, Öffentliche) verdoppelte sich von Anfang 1995 bis 3. Quartal 2017 von 418 auf 843% des BIP.
Gemessen als Prozentsatz des verfügbaren Einkommens ist das Durchschnittsvermögen höher als in vielen anderen Ländern des Euroraums. Österreich, Finnland, Frankreich, aber auch Deutschland und Luxemburg liegen darunter. Nur Belgien und die Niederlande sind darüber. Sachvermögen – hauptsächlich Wohnungen –machen fast zwei Drittel des gesamten Nettovermögens aus. Der Rest sind vor allem Bargeld und Einlagen, Aktien und Versicherungen. Allerdings konzentriert sich das Vermögen bei etwa 20% der Bevölkerung.
Seit 1995 ziehen sich die Italiener aus der Finanzierung des eigenen Staates heraus. Sie geben ihr Geld lieber Pensionsfonds und Versicherungen. Die weniger vermögenden Bevölkerungsteile haben ihr Geld vorwiegend auf einlagengesicherten Bankkonten. Die Verbindlichkeiten der Regierung finanzieren dafür verstärkt der italienische Bankensektor und die italienische Zentralbank (also auch die EZB).
Fazit: Die IWF-Studie ist ein kaum versteckter Hinweis an die EZB und die EU. Die Italiener sollten die Suppe selbst auslöffeln, die ihnen die neu gewählte Regierung einbrockt.