Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2945
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Henkel wäscht die Risiken nicht weiß

Bei Henkel tragen Investoren aus Compliancesicht ein geringes Risiko.
Henkel kommuniziert überdurchschnittlich seine Compliance-Maßnahmen. Dazu gehören auch die Risiken. Für einen Konzern auf Einkaufstour ist das wichtig.

Das ertragsstarke Familienunternehmen ist auf Kosmetik (Schwarzkopf) sowie Reinigungsmittel (Persil) spezialisiert und bei Klebstoffen Weltmarktführer. Der Chemiekonzern befindet sich auf internationaler Einkaufstour, wo er sich aber nicht nur mehr Umsatz, sondern auch Probleme einkauft – auch Compliance relevante. Die vorhandenen Richtlinien konnten in der Vergangenheit Klagen wegen Verbrauchertäuschungen (Packungsgrößen) nicht ganz verhindern, auch nicht das „Waschmittelkartell".

Die Kommunikation ist aber überdurchschnittlich, sogar die rechtlichen Risiken werden immerhin angesprochen. Die Schwerpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie werden angegeben und es werden auch teilweise die Zielerreichungen in der Vergangenheit kommuniziert. Lobenswert ist, dass Henkel sich kritisch mit seinen Produkten und seiner Rolle auseinandersetzt.

Verhaltenskodex

Ein recht umfangreicher Verhaltenskodex „der alten Schule" begegnet uns hier. Er enthält teilweise sehr ausführliche Regelungen, etwa zu Interessenkonflikten, Einladungen und zum Umgang mit Amtsträgern. Die Aufteilung auf einen Kodex und einen Annex ist etwas verwirrend und führt zu Doppelungen. Das Format ist nüchtern, juristisch. Bilder mag Henkel nicht, Beispiele auch nicht. Sprache und Form sind unpersönlich. Weder der Vorstand noch die Verantwortlichen in der Compliance-Abteilung werden sichtbar. 

Lieferantenkodex

Der Lieferantenkodex ist von 2008 und das ist eine halbe Ewigkeit her. Henkel nutzt den Code of Conduct des Bundesverbandes für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V., hat aber nicht darauf aufbauend einen eigenen Lieferantenkodex entworfen. Dies ist eher unüblich und defensiv. Die meisten Unternehmen haben einen eigenen Supplier Code of Conduct.

Positive Aspekte des Kodex sind seine Abdeckung von Themen, Einbettung in internationale Richtlinien und seine Bestimmtheit. Schwachpunkte sind hingegen das Fehlen von Konsequenzen bei Verstößen und nur wenig Informationen zur Überwachung.

CMS Compliance-Management-System

Es gibt ein separates Dokument auf Englisch, das auf acht Seiten das CMS von Henkel genau darstellt von der Kultur und Kommunikation bis hin zu strukturellen Aspekten. Dies ist sehr positiv. Es wird allerdings angeregt, dieses Dokument auch auf Deutsch zur Verfügung zu stellen. Der Informationsgehalt im Geschäftsbericht ist eher durchschnittlich.

Im Nachhaltigkeitsbericht finden sich dann wieder Angaben zur Größe der Compliance Abteilung, zur Zahl der Verstöße, etwa dass es 16 Abmahnungen und 38 Beendigungen des Arbeitsverhältnisses gab. Gut auch die Darstellung der Überwachung und Audits im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Nur: Wenn man die Angabe ohnehin macht, warum werden sie dann portionsweise verstreut? Positiv hervorzuheben ist, dass eine allgemeine Kommunikation der Compliancerisiken immerhin rudimentär vorhanden ist als Teil des Geschäftsberichts. 

Kommunikation 

Zum legendären „Waschmittelkartell" findet sich auf der Homepage von Henkel nichts. Auch die in der Öffentlichkeit bekannten Probleme mit erhöhtem Krankenstand und Klagen über die Folgen diverser Restrukturierungen bleiben ausgespart. Das passt nicht zur familienfreundlichen Außendarstellung. Positiv ist die offensive Kommunikation.

In allen Geschäftsaktivitäten liege der „Fokus auf nachhaltigem Handeln, um unsere führende Stellung in diesem Bereich auch in Zukunft weiter auszubauen." Proaktiv verteidigt Henkel seinen Verbrauch von Palmöl, für dessen Anbau Regenwald abgeholzt wird. Aber bei anderen Streifragen bleibt Henkel stumm. Die Suche auf der Homepage nach Microbeads zeigt keine Treffer, obwohl diese Kunststoffe in Kosmetika eine gigantische Plastikfracht darstellen, die Meere vergiften.

Fazit: Kosmetik ist zwar das Geschäft von Henkel, aber in Sachen Compliance steckt auch noch was dahinter. Den Investor freut's. Das betreffende Risiko ist gering. Rang 5 im DAX.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Falsche "Fairsprechen" entlarven

Unis basteln Greenwashing-Indikator

Viele Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit, einige mogeln dabei aber auch. Das nennt sich Greenwashing und ist ein Image-Risiko. In einem Forschungsprojekt soll nun ein Greenwashing-Indikator entwickelt werden.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Bundesfinanzhof urteilte zu verdeckter Gewinnausschütung

Irrtum ist keine vGA

Verdeckte Gewinnausschüttungen (vGA) können nur bewusst vollzogen werden, nicht aber durch einen Irrtum entstehen. Das ist die Stoßrichtung des Bundesfinanzhofes. Der musste in einem Fall urteilen, in dem einem Gesellschafter unwissentlich Vorteile gewährt wurden.
  • Fuchs plus
  • Teilentgeltlicher Verkauf von GmbH-Anteilen an Angehörige

Verkauf unter Wert ist steuerlich aufzuteilen

Wer GmbH-Anteile unter seinen Anschaffungskosten verkauft, muss den Verkauf steuerlich betrachtet aufteilen. Das hat der Bundesfinanzhof entschieden. Das Urteil hat Folgen für Verkäufer, deren Gewinn dadurch höher ausfällt.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
Zum Seitenanfang