Frust und Lust am Anbietermarkt
Stichtag 1. August 2022. Seitdem müssen Kundenberater von Banken und Vermögensverwaltern ihre Klienten danach befragen, ob sie nachhaltig anlegen wollen. Vielfach ist zu hören, dass diese Abfrage eher gequält erfolgt. Eine beträchtliche Zahl an Finanzdienstleistern ist von dem Thema nur gemäßigt begeistert, denn:
- Es macht viel Arbeit, muss permanent geschult werden und bringt bislang kaum neue Kunden; es rechnet sich also vom Aufwand-Ertrags-Verhältnis für die meisten Anbieter noch nicht.
- Es ist unkundigen Kunden schwer zu vermitteln, zumindest, wenn Tiefgang gewünscht ist.
- Es hat einen starken Hauch von Beliebigkeit, denn es lässt sich nicht von den persönlichen Wertesystemen von Individuen trennen.
- Die regulatorischen Grundlagen sind immer noch schwammig; die Angst, Produkte zu verkaufen, denen später das Etikett „Greenwashing“ angeklebt wird, ist groß.
- Zu allem Überfluss „performten“ nachhaltige Produkte im vergangenen Jahr gegenüber den schmutzigen fossilen Anlagen zum Teil deutlich schlechter. Der Krieg in der Ukraine, der Russland-Boykott und die Abwendung von russischer Energie trieb die Preise für Öl und Gas und verschaffte insbesondere „Big Oil“ eine gewaltige Sonderkonjunktur.
Ermüdungserscheinungen in der Branche
Als FUCHS | RICHTER Prüfinstanz stellen wir bereits gewisse Ermüdungserscheinungen in der Branche fest. Der anfängliche Schwung, mit dem viele Häuser das Thema angingen, ist einer gewissen Lustlosigkeit gewichen. Dennoch: Ein Gutteil der Anbieter hat Nachhaltigkeit, ESG oder SRI zum Herzensthema erkoren und lässt bei der Weiterentwicklung nicht locker, ohne sich groß um die staatlichen Vorgaben zu scheren. Man schätzt das Thema zu Recht als Dauerbrenner ein, dem nicht zu entgehen ist und will lieber an der Spitze des Zuges stehen als im Schlafwagen zu dämmern.
Mit ihrem Rating „Nachhaltigkeit im Private Banking“ hat die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz vor einem Jahr begonnen, die Marktführer auf diesem Gebiet herauszukristallisieren. Es geht uns dabei weniger um einzelne Anlageprodukte und Assetmanager, sondern vorrangig um die Qualität der individuellen Kundenberatung unter dem Aspekt Nachhaltigkeit.
Wo kann der Kunde sachkundige Beratung erfahren?
Wo kann der Kunde eine sach- und fachkundige individuelle Beratung erwarten; wo kann er darauf setzen, dass die Anbieter und Berater das Thema voll durchdrungen haben und selbst leben? Wer dies wissen möchte, findet in unserem Rating, das wir kontinuierlich erweitern werden und einmal jährlich in einem Report zusammenfassen, die Antworten. Auf unserem Portal fuchsbriefe.de/fuchsrichter veröffentlichen wir unter dem Menüpunkt Private Banking/Rating News ab August kontinuierlich (kostenpflichtig) Porträts zu Finanzdienstleistern, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, zeigen die Stärken-Schwächen-Profile auf und ordnen die Banken und Vermögensverwalter unseren Rating-Kategorien zu, sagen, ob es sich nach unserer Auswertung um «Großmeister», «Meister», «Geselle», «Lehrling» oder doch noch «Unbedarfte» handelt.
Eine fruchtbare und nachhaltig wirkende Lektüre wünscht Ihnen Ihr Ralf Vielhaber, Herausgeber
Hinweis: Das Rating «Nachhaltigkeit im Private Banking» der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz wurde auf Basis einer Frageboge-Umfrage und diverser Markttest erstellt, die geschulte Tester durchgeführt haben. Das Rating bewertet insbesondere die Berücksichtigung und Umsetzung von Nachhaltigkeit im Gesamtunternehmen, die Mitarbeiterschulung, die Berücksichtigung und Umsetzung in der Kundenberatung sowie die Akzeptanz des individuellen Wertesystems des Kunden im Beratungsgespräch und Portfolio.