Jahresendrally gestartet
Die Börsen haben ihre Jahresendrally gestartet. Dabei prescht die US-Börse voran. Der Dow Jones notiert nur 200 Punkte, also weniger als 1%, unter seinem Allzeithoch. Der DAX folgt der Klettertour der US-Leitbörse noch etwas verhalten. Aus charttechnischer Sicht bremsen ein kurzfristiger Abwärtstrend und Widerstände bei 12.600 und 12.800 Punkten das Potenzial.
Etwas überraschend ist, dass der Zoll-Konflikt für die Anleger offenbar seinen Schrecken verliert. US-Präsident Donald Trump hat gerade erst neue Strafzölle im Volumen von voraussichtlich 200 Mrd. US-Dollar gegen China verhängt. Das Reich der Mitte hat prompt Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Verunsichert hat das die Märkte im Gegensatz zu vorherigen Zoll-Maßnahmen aber nicht. Offenbar nutzt sich die Rhetorik ab und die realen Auswirkungen sind noch nicht richtig gut greifbar.
Russische und türkische Titel unterbewertet
Zur Beruhigung trägt auch die Entwicklung in der Türkei bei. Dort hatte die Notenbank den Leitzins sehr kräftig angehoben. Das hat die Lira stabilisiert und das akute Misstrauen der Märkte etwas reduziert. Folgenlos bleibt der Schritt freilich nicht. Die Wirtschaft in der Türkei wird 2018 und 2019 deutlich geringer wachsen als bisher angenommen.
Vor diesem Hintergrund war für uns eine Fonds-Veranstaltung in Berlin interessant. Dort waren sich diverse Fondsmanager mit Fokus auf Value-Werte einig, dass die Türkei und Russland momentan massiv unterbewertete Märkte sind. „Value-Anleger müssten konsequent in diese Länder investieren", sagte uns ein Fondsmanager. „Das einzige Problem ist das Timing und die Frage, wann das Schlimmste vorüber ist", schränkte er ein. Dem können wir nur zustimmen. Wir haben uns auch schon vor geraumer Zeit, wenn auch taktisch etwas zu früh, entsprechend positioniert (vgl. Fuchs-Depot).
Technisches Kurs-Getänzel
Die Segment-Verschiebung von Tech- zu Value-Werten scheint ebenfalls in Gang zu kommen (FK vom 13.09). Einerseits fällt der Tech-DAX kräftig. Hauptgrund ist hier der Abverkauf der zuvor hochgejazzten Wirecard-Aktie. Wir hatten Ihnen diesen Blues allerdings prognostiziert und dezidiert zum Ausstieg geraten (FK vom 06.09).
Aktuell sind die Märkte vor allem technisch getrieben. Die Nähe zu den Allzeithochs an den US-Börsen macht einen Sprung darüber und eine anschließende Euphorie-Rally möglich. Dann würden steigende Kurse weiteres Kapital anziehen und die Jahresendrally würde ins Laufen kommen.
Fazit: Die Marktteilnehmer „ticken" gerade taktisch. Wir erwarten nun eine Jahresendrally, die zumindest die US-Börsen auf neue Allzeithochs treiben wird. Der DAX dürfte dem großen Bruder aus Übersee dann hinterherziehen.