Sicherheit ist Trumpf
Die Börsen sind angesichts der Türkei-Krise angeschlagen. Der Dow Jones in den USA und noch stärker der DAX in Deutschland fallen. Auch Börsen in Emerging Markets stehen unter Druck. So falllen die Notierungen in Brasilien, Russland und China ebenfalls weiter.
Der Goldpreis gibt uns in dem Zusammenhang das größte Rätsel auf. Trotz der akuten Krisenstimmung, den Experten-Mahnungen vor einer möglichen Ansteckungsgefahr durch die Emerging Markets und einigen Währungsturbulenzen, sinkt die Notierung des Edelmetalls weiter. Derzeit ist nicht einmal ein zaghaftes Ansteuern des sicheren Hafens zu spüren. Der Preis der Feinunze ist nun sogar unter 1.200 US-Dollar gefallen.
Dollar mausert sich zum sicheren Hafen
Der bevorzugte sichere Hafen scheint der US-Dollar zu sein. Der steigt nämlich kräftig gegen den Euro, hat dessen Kurs wieder unter 1,15 EUR/USD gedrückt. Damit ist der Wert der Gemeinschaftswährung in die Seitwärts-Range von 1,05 bis 1,15 EUR/USD zurückgefallen. Ein kontinuierliches Abrutschen in Richtung 1,05 EUR/USD wird damit wieder wahrscheinlicher.
Angesichts der Konjunktur- und Zinsentwicklung ist das nachvollziehbar. Die zehnjährigen US-Anleihen werfen 2,88% ab. Selbst zweijährige Papiere bringen noch 2,62%. Die Inflation lag im Juli bei 2,9% und dürfte weiter leicht steigen. Aber die US-Konjunktur läuft, die Unternehmen verdienen weitgehend gut. Das spricht dafür, dass Geld in Greenbacks derzeit ganz gut aufgehoben ist.
Anzahl der notleidenden Kredite enorm
In der Eurozone sehen wir etliche Probleme. Die Konjunktur läuft zwar, die Zinsen bleiben aber niedrig. Die politischen Unsicherheiten (Brexit, Italien) bremsen die Euphorie. Erschreckend waren die jüngsten Daten zu notleidenden Krediten in der Eurozone. Brüssel hat ein Volumen von insgesamt 813 Mrd. Euro solcher Darlehen bei allen Banken in der EU per Ende 2017 gemeldet.
Das Volumen notleidender Kredite in Euro-Ländern liegt bei 721 Mrd. Euro. Die höchste Summe fauler Kredite wurde in Italien registriert (186,7 Mrd. Euro). Es folgen Frankreich (135,5 Mrd. Euro), Spanien (106,2 Mrd. Euro), Griechenland (100,8 Mrd. Euro) und Deutschland (49,6 Mrd. Euro). Alarmierend: Der Anteil notleidender Kredite in der EU liegt heute höher als vor Beginn der Finanzkrise – trotz jahrelang künstlich niedrig gehaltener Zinsen und inzwischen guter Konjunktur.
Diese Beobachtung hilft Value-Anlegern bei der strategischen Positionierung. Für US-Aktien erwarten wir zwar kurzfristig etwas mehr Dynamik. Europäische Titel sind relativ aber viel günstiger bewertet. Der sich abschwächende Euro wird sich wieder zum Kurstreiber für Export-Werte entwickeln.
Fazit: Der DAX steht nahe seinem Tief des Jahres 2018 weiter unter taktisch-technischem Trading-Einfluss. Wichtige technische Unterstützungen sind 12.100 und 11.800 Punkte. Eine Richtungsentscheidung erwarten wir erst nach dem Ende der Sommerpause ab September, ergreifen aber selektiv Chancen.