Desolate Lage
Die Perspektiven für Russlands Wirtschaft sind dunkelgrau.
Die russische Wirtschaft erlebte im 1. Quartal einen weiteren BIP-Rückgang um -1,9% (zum Vorjahresquartal). Der jüngste Ausblick der Londoner EBRD kündigt eine dauerhafte Rezession an. Die Prognose beträgt -4,5% und -2% für 2015/16. Die Rahmendaten bleiben miserabel. Die vom Rubel-Absturz und den Sanktionen angeheizte Inflation liegt mit 16,4% weit über dem deutlich gesenkten Leitzins (12,5%). Der bietet keinen Stabilitätsanker mehr, sondern soll die Binnenkonjunktur antreiben. Dieser Weg bietet kaum Erfolgschancen, weil sich gerade die Inflation als Bremsfaktor erweist. Sie nagt so stark an den Reallöhnen, dass diese derzeit mit einer Jahresrate von fast 10% fallen und damit den Konsum hemmen. Bei den Investitionen sieht es kaum besser aus. Die Kapitalflucht erreichte 2014 mit einem Abfluss von umgerechnet 154 Mrd. Dollar den oberen Rand der Erwartungen. Diese Entwicklung sollte sich allerdings im Laufe dieses Jahres beruhigen. Allerdings fließen weiter Anteile der laufenden finanziellen Ersparnis ab. Somit gehen diese Mittel auch weiterhin den Investitionen und damit der technologischen Entwicklung und dem Strukturwandel verloren. Stattdessen lebt das Land zunehmend von seinen Reserven. Diese schrumpften von Anfang 2014 bis zum April um umgerechnet rund 150 Mrd. Dollar auf jetzt noch knapp 350 Mrd. Dollar. Das bietet keine längerfristige Perspektive. Zumal sich die Belastungen durch die Kriegsausgaben und die Programme zur Kompensation der Sanktionsfolgen mittlerweile auch direkt im Budget niederschlagen. Trotz massiver Sparversuche selbst bei den Personalausgaben stiegen die Ausgaben im 1. Quartal um 27% gegenüber dem Vorjahr.
Fazit: Der Preis für Präsident Wladimir Putins machtpolitische Abenteuer steigt und dürfte die internen sozialen und politischen Spannungen weiter verschärfen.