Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2640
Welthandel

Die Bedeutung sinkt

Der Zusammenhang zwischen Welthandel und Weltwirtschaftswachstum gibt Ökonomen Rätsel auf.
Der Welthandel wird in der Zukunft immer weniger zum globalen Wachstum beitragen. Mit dieser zunächst aufschreckenden These tritt der britischen Ökonom und ehemalige Vorsitzende der britischen Finanzaufsichtsbehörde (FSA) Adair Turner an die Öffentlichkeit. Er sieht keinen Grund, weshalb der Welthandel weiterhin stärker wachsen soll als das globale BIP. Der abkühlende Welthandel muss jedoch dem globalen Wirtschaftswachstum nicht zwangsläufig schaden, so der Ökonom. Für seine These kann er eine Reihe guter Argumente vorbringen. Jahrzehntelang trieb die Globalisierung den Welthandel stark an. Doch dieser Effekt läuft aus. Denn die Welthandelsintensität hängt stark von relativen Arbeitskosten, Transportkosten, Produktivitätsniveau und Skaleneffekten ab. So sind nach dem zweiten Weltkrieg weltweit Freihandelszonen in Europa, Amerika und Asien sowie bessere Transportwege entstanden. Sie haben seit 1965 eine Absenkung der Zölle im globalen Schnitt von 30 auf 5% bewirkt. Günstige Arbeitskosten in aufkommenden Schwellen- und Entwicklungsländern haben Wertschöpfungsketten über die ganze Welt verteilt. Selbst einfachste Produkte wie Jeanshosen machen in ihrem Entstehungsprozess eine Weltreise, ehe sie z.B. beim deutschen Verbraucher ankommen. Jetzt tritt der Warenhandel in eine neue Phase ein. Bewohner der Industrieländer fragen immer mehr Dienstleistungen (z.B. Gastronomie, Sport) nach. Deren Anteil wächst stärker als der Warenkonsum, behauptet Turner. Außerdem nehme der Anteil von Produkten zu, für die es kaum Grenzen gebe wie IT und Internetdienstleistungen. Die bisher deutlichen Unterschiede in der Höhe der Arbeitskosten glichen sich immer stärker an. Wertschöpfungsketten würden immer kürzer, je mehr Produktion(-sschritte) dank des technologischen Fortschritts in die Industrieländer zurückkehrten. Darüber hinaus gehe mit steigenden Löhnen in Ländern wie China der Anteil des Außenhandels im Vergleich zum Innenhandel zurück. In der Tat wächst der Weltwarenhandel seit 2006 immer schwächer. Auch das Wachstum des globalen BIP (wechselkursbereinigt) geht zwar zurück; allerdings nicht so schnell wie das des Warenhandels (siehe Grafik).

Globales BIP- und Güterhandelswachstum | 10-jähriger gleitender Durchschnitt | Quelle:  WTO

 

Auch in der WTO machen sich Ökonomen Gedanken über die aktuelle Entwicklung des Welthandels. In der Regel hat sich dieser in Krisenzeiten immer abgeschwächt, um mit einem besonders starken Aufschwung wieder anzuspringen. Dieses Mal bleibe der Aufschwung (zu lange) aus. Die WTO-Ökonomen rätseln, ob sich der Handelszyklus aufgrund der lang andauernden Weltwirtschaftskrise nur verschoben habe, oder ob man sich allmählich Gedanken über einen neuartigen Zusammenhang zwischen dem Weltwarenhandel und dem globalen Wachstum machen müsse.

Fazit: Der Welthandel wird auch in der Zukunft noch ein Treiber der Weltwirtschaft sein. Doch seine Bedeutung sinkt und wird wohl weiter zurückgehen. Stattdessen dürfte vor allem die Dienstleistungsbranche verstärkt zum Wachstumstreiber werden.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Mehr Innovationen mit Patenten und Lizenzen aus dem Ausland

Wissensimport für mehr Neuentwicklungen

Wissensimporte aus dem Ausland verschaffen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Das zeigt eine Studie des ZEW. Unternehmen, die Wissen importieren, sind insgesamt innovativer und oft erfolgreicher.
  • Fuchs plus
  • TOPs 2025 Auswahlrunde Sutor Bank GmbH

Sutor Bank enttäuscht nicht nur bei digitalen Dienstleistungen

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Ein Foto des Anlageausschusses der Sutor Bank im Anlagevorschlag zeigt sieben Männer mittleren Alters – und keine einzige Frau. Warum die Expertise von Frauen bei den Hamburgern nicht stärker gefragt ist, wüsste man gerne. Vielleicht wirken hier die hanseatischen Tugenden nach, die ja historisch betrachtet in der Regel mit männlichen Kaufleuten verbunden sind. Zeitgemäß ist das nicht.
  • Warum Deutschland an Attraktivität für internationale Führungskräfte verliert

Fachkräfte suchen Sicherheit

Fuchsbriefe-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag Fuchsbriefe
Erneut erschütterte ein islamistisch motivierter Messermord die Republik. Er fand am Wochenende im weltoffenen Westen der Republik statt, ausgerechnet auf einem "Festival der Vielfalt". Wer glaubt, dass sich ausländische Fachkräfte von dieser "Willkommenskultur" und ihren Folgen eingeladen fühlen in Deutschland zu arbeiten, ist schief gewickelt, schreibt FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber in seinem heutigen Standpunkt.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Großanleger investieren Milliarden

Großanleger nutzen Bitcoin-Flaute

Kryptowährungen wie Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH) oder Solana (SOL) bleiben im September unter Druck. Eine Trendwende nach oben ist noch nicht in Sicht. Großanleger nutzen die gedrückten Preise aber schon für Nachkäufe. Privatanleger können sich daran orientieren.
  • Fuchs plus
  • Zinssätze im freien Fall: Was Investoren bis 2050 erwartet

Anleihen: Vom sicheren Hafen zum renditelosen Risiko

Die Allianz, einer der größten Versicherer weltweit, wagt einen Ausblick auf die Zinsmärkte bis 2050 vor dem Hintergrund des „Klimawandels“. Für Investoren, vor allem für solche, die kalkulierbare Zinserträge suchen, ergibt sich ein ungemütliches Szenario.
  • Fuchs plus
  • Pfund bekommt Schub gegenüber dem US-Dollar

GBP|USD: Cable wird bald gestrafft

Das Britische Pfund rückt bei den Forex-Händlern in den Fokus. Denn wenn die US-Notenbank nach unten überrascht, dann wird das Pfund nach oben überraschen. Dem Pfund könnte sogar die Trendwende gegenüber dem US-Dollar gelingen. Dafür gibt es einige Anzeichen. Einen wichtigen Anhaltspunkt liefern die Anleihemärkte.
Zum Seitenanfang