Falsch investiert
Die deutschen Überschüsse in der Leistungsbilanz sind erneut Anlass für Kritik. Dabei ist fraglich, wer der Nutznießer ist.
Die Nörgelei an den Überschüssen der deutschen Leistungsbilanz reißt nicht ab. Sie belaufen sich mittlerweile auf rund 8,5% vom BIP. Darin drückt sich ein schon beängstigender Vorsprung im Wettbewerb aus. Allerdings weist die Bundesregierung völlig zurecht darauf hin, dass dieser Überschuss ein Marktergebnis ist. Das ist eine höfliche Umschreibung für: „Wer ein Problem mit der deutschen Wettbewerbsfähigkeit hat, soll an seiner eigenen arbeiten“. Es bleibt aber auch festzuhalten: Die Deutschen geben (zusammengenommen) von je 100 Euro Einkommen 8,50 Euro aus, um damit Schuldscheine des Auslands zu kaufen. Diese Art Vermögensbildung darf hinterfragt werden: Wäre es nicht sinnvoller, stärker in die Infrastruktur oder Forschung und Bildung zu investieren, statt Schuldscheine mehr oder weniger sicherer Schuldner zu sammeln?
Fazit:Das Problem ist nicht die Exportstärke, sondern die deutsche Neigung, Geld- statt Realvermögen aufzubauen.