Tiefer in die Krise
Brasilien kämpft gleichzeitig mit massiven wirtschaftlichen Problemen und einer lame duck als Präsidentin.
Brasiliens Rezession entwickelt sich immer mehr zu einem sich selbst verstärkenden Abwärtstrend. So fielen die Immobilienpreise allein im 1. Quartal 2015 um 2,1%. Damit ist die Rezession auf dem Immobilienmarkt angekommen. Die Wertverluste sorgen für schlechte Stimmung und Zurückhaltung bei den Konsumenten. Der Effekt verstärkt sich durch die Wirkung auf den Kreditspielraum: Die fallenden Immobilienpreise senken die Beleihungswerte und damit die Finanzierungsmöglichkeiten. Ergebnis: eine schrumpfende Nachfrage nach dauerhaften Gütern. Brasiliens Autobauer stellen sich mittlerweile darauf ein, dass sie im laufenden Jahr etwa 20% weniger Fahrzeuge auf dem Heimatmarkt absetzen werden als 2014. Der Abwärtstrend vernichtet Jobs: Nach Angaben des Branchenverbandes sind insgesamt bis zu 40.000 Jobs bei Autobauern, Zulieferern und im Vertriebs- und Servicenetz verlorengegangen. Damit fehlen den Haushalten Einkommen, was noch weniger Nachfrage ergibt. Unterdessen kämpft Präsidentin Dilma Rousseff mit mäßigem Erfolg gegen ihre eigene Partei, um Sparmaßnahmen durchzusetzen. Immerhin erhielt sie zuletzt Unterstützung durch ihren Vorgänger Lula da Silva. Er genießt nach wie vor großen Einfluss über die Partei hinaus. Rousseffs politischer Spielraum dagegen geht durch den Korruptionsskandal bei Petrobras derzeit gegen Null.
Fazit: Eine Besserung der Lage in Brasilien setzt zumindest voraus, dass Rousseff die Konsolidierung der Staatsfinanzen im Parlament durchsetzen kann. Erst dann sind neue Engagements sinnvoll.