Abhängigkeiten von China nehmen zu
Die deutsche Wirtschaft stapft in die falsche Richtung. Hiesige Unternehmen haben sich im 1. Halbjahr 2022 China erheblich zugewandt. Das ist angesichts der steigenden politischen Risiken (Taiwan, Lockdown-Politik, Chinas Verhältnis zu Russland) verwunderlich. So flossen von Januar bis Juli 10 Mrd. Euro an Direktinvestitionen nach China – so viel wie in keinem vorigen Gesamtjahr. Im vorigen Jahr waren es insgesamt gerade einmal 5,7 Mrd. Euro.
Auch Chinas Anteile in der Außenhandelsbilanz deuten auf eine wachsende Abhängigkeit des Reichs der Mitte hin. Während Chinas Importe wertmäßig 12,4% der deutschen Einfuhren ausmachen, sind es bei den Exporten nur 7,4%. Während der Importanteil seit Jahren steigt, sind die Exporte Richtung China seit 2020 rückläufig. Diese Effekte lassen sich zum Teil auf steigende Gütervolumina zurückführen. Zum anderen begründen sie sich aber auch in steigenden Erzeugerpreisen und dem schwachen Euro.
Amerikaner wollen Rendite, aber weniger Handel
Etwas anders stellt sich die Abhängigkeit der US-amerikanischen Wirtschaft vom Handel mit China dar. Laut dem chinesischen Handelsministerium sind die amerikanischen Direktinvestitionen nach China zwischen Januar und Mai um 27,1% gestiegen, vor allem in den High-Tech Sektor.
Das ist verwunderlich, da FUCHSBRIEFE wissen, dass sich die dortigen Unternehmen vom Reich der Mitte distanzieren wollen (FB vom 22.08.2022). Diese Distanzierung schlägt sich in den Ein- und Ausfuhren wertmäßig wider. Sie liegen in etwa auf dem Vorjahresniveau. Angesichts der steigenden Inflation folgern FUCHSBRIEFE daraus, dass sich das Gütervolumen allmählich verringert, das Renditepotenzial in chinesische Hightech-Unternehmen aber nach wie vor als sehr gut eingeschätzt wird.
Deutsche wollen Profite und lukrativen Handel
Die Devise der Amerikaner lautet also: Rendite ja, Handel nur wo nötig. Deutsche Unternehmen wollen nach wie vor beides. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) führt das auf die attraktiven Profite zurück. Die würden aus Sicht vieler deutscher Unternehmer die politischen Risiken noch aufwiegen. Die Amerikaner haben offenbar bereits ein anderes Risikoverständnis.
Handlungsbedarf bei deutschen Unternehmen
Das IW und auch FUCHSBRIEFE denken in dieser Hinsicht ebenfalls „amerikanisch“ und raten daher zur Diversifikation (FB vom 04.07.2022). Denn im sich zuspitzenden Taiwan-Konflikt kann ein chinesischer Angriff auf die Insel zu einem wirtschaftlichen Totalschaden betroffener Unternehmen führen. Auch mit Hinblick auf die Anforderungen des Lieferkettengesetz halten FUCHSBRIEFE chinesische Partner nicht für die erste Wahl.
Zudem werden die politischen China-Risiken auch zukünftige Finanzierungen erschweren. Angesichts der zunehmenden Berichtspflichten, ist zu erwarten, dass künftig auch geopolitische Risiken in Berichten adressiert werden müssen. Für Unternehmen mit entsprechenden Engagements und Abhängigkeiten im Reich der Mitte, dürfte das seitens der Banken und auch seitens der Investoren zu einer geringeren Finanzierungsbereitschaft führen.