Andauernde Halbleiter-Knappheit
Die Knappheit bei Halbleitern wird je nach Bauteil unter Umständen bis 2027 fortbestehen. Diese Einschätzung erhalten FUCHSBRIEFE vom Elektrofachverband ZVEI. Unternehmen, die direkt von der sich nun verschärfenden Halbleiter-Knappheit betroffen sind (FB vom 17.10.2022 und 24.10.2022), bieten sich kaum Auswege aus der Situation. Ihnen bleibt nur der enge Austausch mit ihren Lieferkettenpartnern. Dieses ernüchternde Fazit ziehen FUCHSBRIEFE aus einem Gespräch mit Branchenexperten des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Denn da, wo es sich nicht um austauschbare Massenware handelt – etwa bei Dioden oder LEDs – sondern um auf den jeweiligen Abnehmer zugeschnittene Hightech, gibt es keine kurzfristigen Kompensationsmöglichkeiten.
Die Kommunikation zwischen den Partnern sollte gerade jetzt eng erfolgen. Andernfalls bestünde auch die Gefahr in einen "Schweinebauchzyklus" zu geraten, so der ZVEI. Phasen akuter Unterversorgung würden sich mit Phasen der Überversorgung abwechseln. Um solche Wellen zu glätten, müssten Hersteller und Abnehmer miteinander eng kommunizieren.
Heimische Produktion stärkt Wettbewerbsposition
Den Aufbau einer heimischen Chip-Produktion begrüßt der ZVEI grundsätzlich. Allerdings sei nicht davon auszugehen, dass es jemals gänzlich europäische Chips geben werde. Das würde sich nur rechnen, wenn die Halbleiter-Hersteller eine Produktionsauslastung von kontinuierlich über 85% halten können. Angesichts der Vielzahl verschiedenster Modelle, Formen und Funktionen liefe das in jeder Weltregion auf ein teures Subventionsgeschäft hinaus. „Es gibt keine Chip-Autarkie, die sich irgendeine Region leisten kann“, so die klare Aussage.
Der globale Wettbewerb könne und solle daher nicht ausgeschaltet werden. Richtig sei es, einseitige Subventionen abzubauen und Lieferketten widerstandsfähiger zu gestalten. Dadurch könne Europa seine Rolle im Markt als Global Leader bei Leistungshalbleiter behaupten, um weiterhin eine Rolle zu spielen.