Asiens zweite Reihe drängt
Die asiatischen Staaten „in der zweiten Reihe“ werden besonders für Infrastruktur- und Baudienstleister immer attraktiver. Das liegt wesentlich am großen Nachbarn China. Denn während im Reich der Mitte das Wirtschaftswachstum allmählich abflaut, legen die Staaten Südostasiens richtig los. China kann laut Internationalem Währungsfonds (IWF) im Jahr 2022 mit einem BIP-Wachstum von 5,6% rechnen. In den kommenden Jahren wird die Rate sukzessive langsam sinken.
In anderen Ländern Asien zieht das Wachstum dagegen auch in den kommenden Jahren weiter kräftig an. Vietnam kann beispielsweise 2022 mit 6,63% rechnen. Ab dem Jahr 2025 dürften es sogar wieder 7% p.a. werden. Indonesien soll laut IWF in diesem Jahr knapp 6% Zuwachs schaffen, mit 6,3% liegen die Philippinen etwas höher. Laos wird 2022 rund 4,2% Wachstum erreichen. Für 2025 werden 6% in Aussicht gestellt. Thailand kommt 2022 immerhin auf 4,46%, allerdings mit absinkender Tendenz. Treiber sind einerseits die Verschiebungen, die sich aus der abflauenden Konjunktur Chinas ergeben. Auf der anderen Seite beflügelt der sich verstärkende Freihandel in der Region (vgl. FB vom 16.12.2021), die junge Demografie und die zahlreichen nationalen und internationalen Investitionen.
Große Infrastrukturanstrengungen als Grundlage des Wachstums
Um das Wachstum zu stemmen, müssen die Länder viel Infrastruktur aufbauen oder modernisieren. Dabei geht es oft um Straßen- und Brückenbau, Landwirtschaftsprojekte oder Energieanlagen. An solchen Projekten können sich auch deutsche Unternehmen beteiligen. Eine Übersicht über aktuelle Ausschreibungen finden Sie etwa auf Germany Trade & Invest oder der Asian Development Bank. Auch die KfW vergibt im Zusammenhang mit der deutschen Entwicklungsarbeit Aufträge in der Region. Nachfolgend geben wir Ihnen eine Kurzübersicht über verschiedene Länder:
- Vietnam: Geschäftschancen in Vietnam ergeben sich laut AHK vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Umweltlösungen. Der Aufbau von Hotelanlagen, der Ausbau des Straßen- Flug- und ÖPNV-Netzes sowohl Lösungen im Bereich Abwasser- und Abfallmanagement sind hier gefragt. In den vergangenen Jahren lagen die ausländischen Direktinvestitionen stets zwischen 20 und 40 Mrd. US-Dollar. Die vorteilhafte Lage an den wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt, das niedrige Lohnniveau (durchschnittlich 270 US-Dollar p. M.) und das liberale Wirtschaftsumfeld machen das Land attraktiv.
- Indonesien: Der Aufstieg Chinas und Indiens ist den meisten bekannt – nur wenige haben allerdings den Aufstieg Indonesiens auf dem Radar. PwC schätzt, dass der südostasiatische Inselstaat im Jahr 2050 die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird. Das liegt einerseits daran, dass nur in China, Indien und den USA (und der EU) mehr Menschen leben als in Indonesien (270 Mio.). Auch hier gibt es großen Bedarf im Bereich Infrastruktur und Energie, aber auch Abfall und im besonderen Maße Wassermanagement. Zudem hat das durch den Meeresspiegelanstieg bedrohte Land Bedarf an Umweltschutztechnologien. Auch im Bildungssektor werden derzeit viele Aufträge ausgeschrieben, etwa für den Bau von Universitätsgebäuden in der westlichen Provinz Riau.
- Thailand: Auch Vietnams westlicher Nachbar investiert in den Ausbau der lokalen Infrastruktur. Erneuerbare Energien, der Ausbau des Bahnverkehrs und Landwirtschaft stehen dabei im Vordergrund. Für unternehmerische „Verstimmungen“ sorgt hier allerdings die autoritäre Regierung.
Fazit: Der Aufstieg Südostasiens ist ein Megatrend. Deutsche Unternehmen können die Marke „Made in Germany“ versilbern. Wer über einen Markteintritt in Südostasien nachdenkt, findet bei der jeweiligen AHK kompetente Ansprechpartner. Auch die unternehmerischen Risiken, insbesondere im Bereich Recht und Politik, sollten hier genau evaluiert werden.
Hinweis: Der Aufstieg Südostasiens ist auch an der Börse ein Thema. Der vietnamesische Aktienindex legte 2021 um 35,7% zu. In der aktuellen FUCHS-Kapital finden Sie dafür z. B. ein passendes Anlageprodukt.