Auch andere Rohstoffe geraten ins Trudeln
Die Ölkrise greift zunehmend auf andere Bereiche und Branchen aus. FUCHSBRIEFE hatten wiederholt auf die sich schnell füllenden Öl-Lager hingewiesen. Zuerst waren die Tanklager an Land voll, dann wurden die Tanker auf See gefüllt, um als schwimmende Lager zu dienen. Nun sind die meisten Tankerkapazitäten verbraucht.
In Singapur läuft in diesen Tagen eine Insolvenzverhandlungsrunde ab, die den größten Finanzskandal des Stadtstaates betrifft. OK Lim, einer der größten Schiffstreibstofflieferanten der Welt ist pleite. Der Konzern, der unter anderem mehr als hundert Hochseeschiffe betreibt, hatte allein im Schiffstreibstoffgeschäft zeitweise mehr als 12 Mrd. US-Dollar im Jahr umgesetzt.
Vom billigen Öl in die Pleite getrieben
Pleite ging OK Lim, weil der Ölpreis seit Jahresbeginn unaufhaltsam fiel. Zu Beginn dieses Jahres lag der Ölpreis am Weltmarkt bei 60 US-Dollar je Barrel (159 Litern Rohöl). Dann ging es stufenweise bergab. Bald waren es nur noch 30 Dollar, dann 15 , dann 10 Dollar und schließlich null und kurze Zeit gab es für jeden "gekauften" Liter Öl noch Geld dazu.
Europas Banken mit hohen Forderungen
Europäische Banken hängen mit rund einer Milliarde US-Dollar wohl uneinbringlicher Forderungen in der Pleiteaffäre. Schlimmer aber ist, dass – nicht nur in Singapur – das Misstrauen so groß geworden ist, dass niemand mehr Kreditbriefe für Rohstoffgeschäfte auszustellen bereit ist. Dadurch gerät der ganze Rohstoffmarkt in Schwierigkeiten. Und dies in einer Zeit, in der auch die Industriemetalle durch ein Überangebot von Metall am Markt gekennzeichnet sind.
Am gefährlichsten erscheint vielen, dass China in die Bresche springt. Peking gelingt es, seine bisher schon starke Beteiligung an der Rohstoffproduktion und dem Rohstoffhandel in der Welt noch weiter auszubauen und dieses Geschäft immer stärker zu beeinflussen. Im Fall OK Lim sitzt eine der drei ganz großen Ölgesellschaften in China, Sinopec, am Hebel. Von Sinopec hängt ab, wie weit sich das Unternehmen mit seinen Gläubigern einigen kann.
Fazit: Die Probleme im Öl- und Rohstoffgeschäft werden sich auf jeden Fall bis weit ins kommende Jahr hinziehen.