Auf weitere Konsolidierungen vorbereiten
Rund um das Capitol in Washington vergangene Woche und rund um das Kapital an bestimmten Märkten finden sich Überzeugungstäter und Idealisten, schlimmstenfalls sogar Narzissten. Die Schwärmerei von digitalen Stablecoins an den neuen Crypto-Märkten paart sich mit Darknet-Börsen, Drogenhandel und Erpressung, Bitcoin sei „in Nebel gehülltes Spielgeld“, fasst Peter Bofinger es kürzlich zusammen.
Eine Religion ist der Bitcoin nicht, dennoch stark glauben muss man an ihn schon ... um ihn als Investment zu betrachten. Und der Glaube kann, wie man seit 10 Jahren ungläubig beobachten kann, recht mächtig werden: 600 Mrd. USD Marktkapitalisierung im Bitcoin. Der Effekt ist teilweise bekannt vom Gold, dessen 15-mal so große Marktkapitalisierung von ca. 10 Billionen USD zur Hälfte in Schmuck und Industrieanwendungen steckt, der Rest recht nutzlos in Tresoren.
Die unsichtbare Hand ist im Spiel
Manchmal stecken hinter Glauben ja auch rücksichtslose, geschäftliche Interessen und dann wird es ernst. Drei Beispiele, wie im Bitcoin Kontext Erträge verteilt, virtuelle oder reale Vermögen mit allen Mitteln verteidigt werden:
- Grayscale, ein Unternehmen oder besser ein börsengelisteter Fonds, der einfach nur Bitcoins besitzt und sonst nichts tut, außer vielleicht seine Gründer und Managing Director fürstlich zu entlohnen - 2% Gebühren auf 10-20 Mrd. $ Assets under Management - schwankend je nach Bitcoin Preis. Für den Fonds zahlt man einen Aufschlag von ca. 19% auf den inneren Wert der derzeit gut 600.000 Bitcoins, die der Fonds hält. Es sind die ausgebende Stelle und die Verkäufer, die von einem überhöhten Fondskurs profitieren….
- Der Bitcoin Algorithmus halbiert „halved“ die Prämie für die Miner alle vier Jahre. Das war eine sehr vorausschauende Konzeption der Erfinder. Das Mining kostet neben der Hardware sehr viel Strom und da die Stromkosten sich nicht alle vier Jahre halbieren, müsste dann die Hälfte der Miner aufgeben, d.h. ihre Investitionen abschreiben. Niemand will das. Die „intuitive“ Lösung ist, dass der Kurs des Bitcoins alle zwei Jahre nach jedem „Halving“ sich „wie durch eine unsichtbare Hand“ verdoppelt, denn sie erhalten dann ihren Lohn in Bitcoins ungeschmälert ausgezahlt. Und genau so geschieht es auch.
- Ein Token namens Tether spiegelt den US-Dollar 1:1 in den Crypto-Märkten, er ist das virtuelle FIAT. Er wurde damit auch die Lösung, um den Bitcoin zu stabilisieren. Die unglaubliche Summe von 144 Mrd. USDT ($-Tether) laufen täglich über die Crypto-Börsen, um Bitcoin, Ether, Litecoin u.v.m. handelbar zu machen. Einfach jeder herkömmliche Finanzfachmann, der sich bisher mit Tether auseinandergesetzt hat, muss sich schon auf dem halben Weg der Recherche zwischen Schwindel und Ohnmacht entscheiden. Hier zuletzt im Dezember ein paar Kollegen aus der FX-Abteilung. Wer das in Ruhe liest, den erinnert das an Wirecard und Andere davor, wie Enron, Flowtex u.s.w.. Die Tether … Limited ist ein ursprünglich von US-Amerikanern gegründetes Unternehmen in Hongkong, dass sich der Wertpapier-Aufsicht weitgehend entzieht und in seiner Transparenzerklärung angibt, für jeden eingezahlten (von den Einlegern hart verdienten) US-Dollar einen Tether Token an den Crypto-Börsen in den Umlauf zu bringen. Niemand kann das kontrollieren oder verhindern. Laut Transparenz-Bericht sind 40 Mrd. US-Dollar eingezahlt (bei 144 Mrd täglichem Umsatz ??), angeblich gedeckt – aber wo die Sicherheiten sind, steht da nicht. In einem Streit mit Bitfinex und der New Yorker Staatsanwaltschaft 2019 ging es um bei einer Tochter iFinex „verlorenen“ 850 Mio. US-Dollar, die Tether vielleicht als Kredit bilanziert. Folglich ist, wer Bitcoin oder Tether hält nicht nur gläubig, sondern auch Gläubiger. Denn die Tether Corp. kann jeden Tag USDT-Token auch emittieren, in Fachsprache „minten“, ohne dafür reale Werte, also Sicherheiten erhalten zu haben. Ganz real wird vermutet, dass der Bitcoin mit Tether durch virtuelle Neuprägung gestützt wird. Eine oben zitierte Studie hat mit den Daten der Blockchain nachgerechnet, dass die USDT-Prägung durch die Tether Limited und Bitcoin-Anstiege erkennbar korrelieren.
Never fight the FED
Sollte sich das bewahrheiten, wäre die traurige Bilanz, dass die Crypto Märkte das System der Zentralbanken, dass sie ursprünglich durch ihre bessere Alternative ersetzen wollten, letztlich sogar pervertieren. Am 2. Dezember hat eine Gruppe von demokratischen Gesetzgebern aus dem US-Repräsentantenhaus den STABLE Act (Stablecoin Tethering and Bank Licensing Enforcement) eingebracht, der verlangt, dass jede Institution, die Token ausgibt, bei der Bankenaufsicht registriert werden muss. Wenn das Gesetz in Kraft tritt, besteht praktisch keine Chance, dass das Tether Limited Unternehmensgeflecht einer Banklizenz erhält und so legitimiert wird. Merke: „Never fight the FED“.
Und nicht wenig zufällig, nachdem letzte Woche Freitag im Zuge Georgia Stichwahl fest stand, dass auch der Senat faktisch an die Demokraten fällt, unterbrach die Bitcoin - Hausse. Es ist zwar wahrscheinlicher, dass die Hausse weiter geht, als dass die Exzesse an den Crypto Börsen enden. Doch rate ich jedem Leser, der Bitcoin oder andere Kryptowährung hält, Gewinnmitnahmen in Betracht zu ziehen. Es werden bessere Zeiten für bessere Crypto-Konzepte kommen, wenn in einem Jahr der Ether 2.0 (Ethereum) an den Markt kommt. Durch das neue Proof-of-Stake oder schlicht „Staking“ Protokoll kommt der neue Ether ohne exorbitanten Stromverbrauch aus und kann dennoch so viele Transaktionen in einer Stunde verarbeiten , wie die fünf größten Börsen zusammen pro Tag derzeit an Transaktionen verarbeiten.
Bei Aktien im Lockdown die potenziellen Verluste begrenzen
Wir haben in den Depots NiP Ausschüttung und NiP Kapitalerhalt aufgrund der klugen Digitalstrategie von Paypal Anfang November gekauft. Paypal hat seitdem neben Grayscale die meisten Bitcoins erworben und aus den oben genannten Gründen nehmen wir die Gewinne bei Paypal mit.
Darüber hinaus haben wir im Depot Kapitalerhalt für Elring Klinger aufgrund der hohen Gewinne gemäß Risikobudget ein Rebalancing gemacht, d.h. die hohen Gewinne durch Halbierung der Position mitgenommen. Wie angekündigt wurden Nestle und Roche verkauft, darüber hinaus Verizon, Fuchs Petrolub, GoPro und Progressive verkauft um Gewinne zu realisieren oder Verluste zu begrenzen, wo in nächster Zeit keine Kursgewinne über Marktniveau mehr zu erwarten sind.
Käufe in den Depots NiP Ausschüttung und NiP Kapitalerhalt
Die letzte Woche angekündigten Käufe IQAM Austrian MedTrust (AT0000A2GK11), ALAP P (DE000A2P3XG8) und AGIF-All Selection Alternative (LU2153615351) wurden ausgeführt, aber nur der ALAP ist tatsächlich auch bei Brokern, wie MaxBlue erhältlich. Weiter unten am Ende wird zum Thema Fondskauf Stellung genommen, d.h. wie man die hier genannten Fonds bei seiner Bank erwirbt.
Gekauft haben wir darüber hinaus ins Depot Ausschüttung übrigens den Invesco NASDAQ Biotech UCITS ETF (IE00BQ70R696) als Kompensation für den Paypal Verkauf und um mit der allgemeinen Impfstoff Entwicklung und auch den Folge-Innovationen mitzuhalten, z.B. die von BioNTech angekündigte Therapie gegen Multiple Sklerose wird ein großer Wurf und lässt noch mehr ähnlich große Würfe gegen andere Krankheiten erwarten.
Gute, alternative Fonds für die kommenden Krisen
Wie angekündigt folgt die Datenbankanalyse der Fonds mit sehr niedrigem Risiko zur Beimischung in den Depots. Die drei letzte Woche genannten, waren allesamt Dachfonds, also "Risiko Management mit doppeltem Boden" und sie waren junge oder neu aufgelegte Konzepte. Heute selektieren wir aus 1700 erfolgreichen Fonds nur die alternativen Konzepte und Mischfonds mit zwei Jahren Historie. Das sind aus den 1700 Fonds mit sehr niedrigem Drawdown jene, die keine Aktienfonds sind, weil wir Aktien selbst analysieren, die keine Rentenfonds sind, weil wir an die Zinswende glauben (s.o.: „Glaube ist mächtig“ - „but never fight the FED“) und die keine Immobilienfonds oder Rohstofffonds sind, weil diese je nach Blickwinkel von Ihnen besser verstanden werden und dem Autor dieser Zeilen zu undurchsichtig sind. Die folgenden Fonds sind alle bei Vermögensverwalter und wenigen Online-Brokern (aber maxBlue hat sie alle) erhältlich. Die im Kasten gezeigten Fonds sind reguliert, also UCITS – konform in Euro denominiert, haben eine WKN und einen maximalen Drawdown von weniger als -3% seit Anfang 2019. D.h. auch zu Covid-19 Zeiten im Februar nicht mehr verloren. Die Fonds sind ferner keine Dachfonds, keine Hedge Fonds, sind sind thesaurierend, also ohne Ausschüttungen.
Long/Short Konzepte in Anleihen oder Credit stechen dabei heraus, hier scheint Geld verdient zu werden. Wenige, z.B. MAN Group schaffen das auch in Aktien, in Global Macro und sogar ein konservativer Mischfonds von Universal ist im eng definierten Rahmen. (s. Kasten) zu finden. Zu den schon vorhandenen Fonds in den Depots NiP Kapitalerhalt und NiP Ausschüttung kommen diese Fonds erst in der kommenden Woche hinzu (s. Tabelle im Kasten): XAIA Credit Debt Capital, Merian Strategic Absolute Return Bond Fd, Pictet TR - Atlas, Man GLG Innovation Eq Alt, Amundi, Fds Euro Alpha Bond, UniGarantTop: Europa IV, JPM Global Macro Fund, Man GLG Alpha Select Alternative, Candriam Long Short Credit. Die Gewichtungen werden bis dahin im Optimierer bestimmt und wir prüfen zum Vergleich, zu welchen Kosten die Strategien bei Interactive Brokers umgesetzt werden können.
Nachtrag in eigener Sache: Wie man Fonds kauft:
Wir empfehlen Ihnen Fonds mit einer WKN (deutsche Wertpapier Kennnummer). Als Bankkunde können Sie solche Fonds bei Ihrer Hausbank bestellen, sie können das Listing sogar einfordern, wenn das Mindestvolumen nicht zu hoch ist. Sprechen Sie uns an (libor@quanvest.de), wir helfen gerne. Zum Beispiel ist der ALAP P (WKN: A2P3XG ) über
- die DWP Bank bei allen Sparkassen und anderen an die DWP Bank angeschlossenen Banken (z.B. Commerzbank) gelistet.
- sie finden ihn bei maxblue,
- Die DAB hat ihn gelistet und damit können die meisten Vermögensverwalter ihn für die kaufen, auch die Schwester Consors hat den Fonds,
- die FFB (Frankfurter Fonds Bank) hat den Fonds und damit die meisten Vermittler-Plattformen,
Nur bei Attrax ist der Fonds noch nicht gelistet und damit nicht bei den Volksbanken erhältlich.
So geht man exemplarisch vor:
Sollten Sie z.B. den ALAP Fonds bei Ihrer Volksbank kaufen wollen, fordern Sie Ihre Bank auf, ihn zu listen. Oder schicken Sie mir eine Email und ich bitte die KAG, in diesem Fall der Hansainvest, um das Listing bei Attrax zu erreichen, damit Ihre Volksbank den Fonds findet und in ihr Depot legen kann. Die KAG beauftragt letztlich Attrax den Fonds für alle Volksbanken zu listen, sobald Nachfrage da ist und das sollte in der Regel nur wenige Tage dauern.
Hohe Ausgabeaufschläge kennzeichnen nicht die guten Konzepte
Prinzipiell müssen Sie auch keinen Ausgabeausschlag an die ausgebende Bank zahlen, der Ausgabeaufschlag ist eine reine Vertriebsprovision für Ihre Bank. Aber das ist natürlich Verhandlungssache, Ihre Hausbank möchte ja auch irgendwie Geld mit Ihnen als Kunden verdienen. Sie können auch, wenn der gewünschte Fonds zu jenen gehört, die wie ETF an der Börse gehandelt werden, ihn dort auch kaufen. Das muss das aufgrund der Transaktionskosten, die auch beim Verkauf anfallen nicht unbedingt günstiger sein.
Ein Fonds wie der o.g. ALAP P hat regulär 0% Ausgabeaufschlag, was maxblue richtig wiedergibt, das steht auch im Verkaufsprospekt.
Die Krux mit den Ausgabeaufschlägen
Dort steht im Text auch, dass bis zu einem Prozent Ausgabeaufschlag zulässig ist, diese Zahl zeigt finanzen.net für den Fonds an. Warum? Wie sie alle längst wissen, ist so ein Fonds für Struktur-, also Provisions-orientierte Finanzvertriebe viel weniger attraktiv, als ein Fonds mit 5% Ausgabeaufschlag, was die meisten Kunden klaglos akzeptieren. Der Berater bewirbt, womit er viel verdient, wenn er sonst keine Honorareinnahmen hat.
Das geht soweit, dass Fondsgesellschaften die Ausgabeausschläge bewusst hoch setzen, um den Absatz ihrer Fonds zu steigern. Der Kunde verliert doppelt bis dreifach, er zahlt einen hohen Aufschlag, er hat einen Fonds, der wegen einer durchschnittlichen Performance sich anderweitig nicht verkaufen lässt und er schichtet eventuell häufiger um, wegen einer nachteiligen Performance. Darunter hat das Image der Fonds bei den vielen Anlegern und Investoren ohne Verhandlungsmacht und ohne die Zugang zu objektiven Performance Vergleichen in den letzten Jahren nachhaltig gelitten.