Autonomes Fahren: Chancen für Zulieferer
Autonomes Fahren wird zur Umsatz-Hoffnung für Autozulieferer. Denn inzwischen machen die Anbieter deutliche Fortschritte bei dem Thema. Die Musik spielt aber auch hier in China, den USA und zunehmend Japan.
Dynamisches Wachstum in China und den USA
Frontrunner ist einmal mehr BYD. Das chinesische Unternehmen will jetzt einfache Systeme für automatisiertes Fahren (Level 2+, der Fahrer muss den Verkehr immer im Blick behalten, kann aber die Hände vom Lenkrad nehmen) auch in günstigen Kleinwagen einbauen. Das erhöht den Druck auf andere Hersteller, die Systeme schneller in günstigen Fahrzeugen anzubieten. Die Anbieter werden nachziehen, der Markt wird deshalb schneller wachsen als derzeit von vielen erwartet.
Autonomes Fahren funktioniert schon in vielen Städten und die Zahl der Anbieter wächst. Die technisch führende Google-Schwestergesellschaft Waymo ist bereits in sechs US-Regionen aktiv. Das Unternehmen macht derzeit über eine Mio. kommerzielle Fahrten pro Monat. Nun startet das Unternehmen in Tokio auf dem ersten Auslandsmarkt. Die Amazon-Tochter Zoox startet ihren Dienst gerade in Los Angeles und San Franzisco. Aurora Innovations will in diesem Jahr erstmals Trucks auf US-Highways in kommerziellen Diensten autonom fahren lassen. Die Daimler-Tochter Torc will 2027 soweit sein.
VW einer der führenden Anbieter in Europa
In Europa gehört VW zu den führenden Entwicklern. Der Sammeltaxi-Dienst Moia testet autonome Dienste in Austin/Texas und München. Ab Mitte 2025 soll in Hamburg ein kommerzielles Angebot verfügbar sein. Ende April hat Moia zudem einen Kooperationsvertrag mit Uber (USA) geschlossen. Noch in diesem Jahr sollen autonome Fahrzeuge in Los Angeles fahren. Weitere europäische Anbieter sind das britische Startup Wayve, das kroatische Verne und die deutsche Motor.ai.
Der Markt für die autonome Technik wird stark wachsen. Von knapp 16 Mrd. Euro in diesem Jahr auf über 60 Mrd. Euro 2035. Das größte Wachstum entfällt auf Laser und Sensoren (Lidar) und die Informationsverarbeitung. Das erklärt Kersten Heineke, Partner beim Unternehmensberater McKinsey. Der Umsatz mit Lidar wird von aktuell 700 Mio. bis 2035 auf 8 Mrd. Euro wachsen. Das Geschäftsvolumen der Informationsverarbeitung (Chips und Software) dürfte von 4 Mrd. auf 35 Mrd. Euro anschwellen. Der Umsatz mit Kameras (akt. 5 Mrd. Euro) und Radaren (5 Mrd. Euro) wird sich glatt verdoppeln.
Fazit: Wir erwarten, dass sich das autonome Fahren jetzt schneller als bisher prognostiziert verbreitet. Damit gehen zahlreiche Chancen für Zulieferer der Autobranche einher. Die dynamischsten Märkte werden die USA und China sein.