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Kein direkter Zusammenhang mit Konjunktur

Bei Insolvenzen alles halb so wild

Insolvenzen durch Corona-Krise: Kein Grund zur Panik. Bildquelle: Pixabay
Wer denkt, die Zahl der Unternehmenspleiten hinge direkt an der Konjunktur, der irrt. Glücklicherweise. Denn bei etwa 6,8% BIP-Rückgang wäre das ein Desaster. Doch danach sieht es überhaupt nicht aus.

Auch wenn die Zahl der Insolvenzen in diesem Jahr deutlich ansteigen wird – es gibt keinen Grund zu Panik. Zwar wird der Wirtschaftseinbruch mit etwa -6,8% massiv ausfallen. Aber Wachstum und Anzahl der Insolvenzen hängen nicht 1:1 zusammen. Meist gehen zuerst die jungen Firmen pleite. Doch davon gibt es immer weniger. Laut KfW- Gründungsmonitor 2019 hat sich Zahl der Unternehmensgründungen in den letzten 16 Jahren erheblich verringert. 2002 lag der Anteil der Existenzgründer an der Erwerbsbevölkerung bei 2,76. 2018 betrug die Quote gerade noch 1,06. „Somit ist generell die Anzahl der Insolvenzen heute anders zu sehen, als die Zahl der Insolvenzen vor 10 Jahren“, meint der Kreditversicherer Coface. Zudem gilt die Drei-Wochen-Frist bei der Beantragung der Insolvenz seit März nicht mehr. Unternehmen können den Antrag bis zum 31. September 2020 verschieben. In besonderen Fällen wird diese Frist auch bis zum 31. März 2021 ausgeweitet.

Folge: Nicht alle Insolvenzen, die eigentlich in diesem Jahr rechnerisch stattfinden müssten, werden auch in diesem Jahr erfolgen. Das zeigen bereits die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Im Corona-Monat März legten die Insolvenzen nur um 1,6% ggü. Vorjahr zu. Im April nahm die Anzahl der Insolvenzen sogar überraschend um ganze 13,4% ab. Coface: „Solche Rückgänge zum Vorjahr konnte man auch schon in anderen Monaten beobachten, aber selten während einer Wirtschaftskrise.“

Verbände überzeichnen die Gefahren

Coface verweist auch darauf, dass die Verbände derzeit deutlich übertreiben. Denn es sei in ihrem Interesse, im Zweifel höhere als niedrigere Insolvenzprognosen zu stellen. Dann werde die Politik eher aufmerksam. Und sei eher bereit, Hilfen zu geben. Deshalb würden wiederum angekündigte Insolvenzen nicht realisiert und am Ende sollten weniger Insolvenzen eintreten, als in den Umfragen der Wirtschaftsinstitute ermittelt.

Auch ist die Zahl der Insolvenzen wenig aussagekräftig. Wird der Bau wirtschaftlich getroffen, trifft es auch viele Klein- und Kleinstbetriebe. Die gesamtwirtschaftlichen Folgen sind aber weniger gravierend.

Fazit: Das Insolvenzgeschehen in diesem Jahr wird voraussichtlich „halb so wild“. Coface erwarten einen Anstieg von 11% (ca. 20.800 Insolvenzen) zum Jahresende 2020. Ein ähnliches Insolvenzniveau (von der Anzahl) gab es im Boomjahr 2016 mit 21.518.

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