Bethmann Bank: Potenzial, das noch gehoben werden kann

Die Bethmann Bank hat im Beratungsgespräch eine wirklich gute Leistung gezeigt. Als Quintessenz hielten wir fest:

„Insgesamt liegt hier ein ausführlich gestalteter Anlagevorschlag vor, der sich an unseren Fragen orientiert. Fachlich ist dieser aber nicht überzeugend, da nur ein Aktienmandat mit aktiver Steuerung angeboten wird, die wiederum nicht ausreichend erläutert wird – was gerade in einem solchen Fall sehr wichtig wäre. Die Diversifikation ist zu gering. Positiv hervorzuheben sind die Transparenzangaben und das Serviceangebot."

Bewertung der Vermögensstrategie und Portfolioqualität

Die Bethmann Bank schickt uns nach der Beratung ein ausführliches Protokoll zu, in dem unsere Eckpunkte zusammengefasst worden sind. Prima.

Im Anlagekonzept folgt auf die Zusammenfassung unserer Ziele dann allerdings eine lange(weilige) Darstellung des Investmentprozesses des Hauses. Das gesamte Dokument umfasst 93 Seiten und liegt damit schwer in der Hand. Hier fehlt es an Kundenorientierung, denn erst auf Seite 36 geht es wieder um das, was uns als Kunden vor allem interessiert.

Renditeprognose in der Mitte des Dokuments

Wir erfahren, dass bei einem ausgewogenen 50:50-Depot die Renditeerwartung bei 4,4 % liegt. Allerdings werden die Kosten bei der Berechnung nicht mitberücksichtigt, wie die Bank schreibt. Für Aktien werden dabei 9,3 % als Renditeerwartung angenommen, bei den Anleihen ein negativer Zins von 0,5 %.

Und so will die Bank das Geld anlegen: 16% Liquidität, 40% Anleihen, 44% Aktien. Dabei werden rund 18% jeweils in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen investiert. Zu 33% wird auf Direktinvestments in Anleihen aus dem eigenen Research zurückgegriffen. Auffallend ist die hohe Position italienischer und spanischer Staatsanleihen mit einer relativ langen Restlaufzeit. Hier wettet die Bank offensichtlich auf die EZB und den Erhalt der Eurozone.

Aktien werden nur als Direktinvestments getätigt. Wir lesen, dass es sich um nachhaltige Investments handeln soll. Partner bei Nachhaltigkeit ist das Unternehmen Sustainalytics. Details erfährt der Leser bei den Einzelwerten nicht. Also müssen wir glauben, dass die Bank den Kundenwunsch gut umsetzt.

Überladen mit Fachbegriffen

Die vielen Fachbegriffe und Darstellungen wie die mit Konfidenzintervallen versehene Tabelle zur historischen Wertentwicklung des Anlagevorschlags, überfordern den nicht fachkundigen Leser schnell. Hier sind Wettbewerber deutlich weiter.
Wir lesen: Rund 5,74% hätten wir jährlich vor Kosten, Inflation und Steuern verdient.

Bei der Betrachtung der Risiken wird als maximaler zwischenzeitlicher Verlust rund 15% genannt. Schließlich erhalten wir eine Simulation der Vermögensentwicklung über die nächsten Jahre. Nun kommt die Bank nach Kosten und Steuern auf 1,7%. Laut Bethmann wäre nach Inflation ein realer Kapitalerhalt mit monatlichen Entnahmen möglich.

Kosten soll das Paket All-In 1,00 % p.a. zzgl. MwSt., also 1,19 %. Details zu den Kosten der Finanzinstrumente sehen wir nicht. Allerdings dürften diese gering ausfallen, denn die Bank arbeitet überwiegend mit Einzeltiteln.

Fazit Vermögensstrategie:

Gut gestartet mit dem Protokoll, doch dann sehen wir (zu) viel Papier und wenig von dem, was genau unseren Bedürfnissen entspricht. Weniger wäre mehr gewesen, möchten wir zurufen. Die im Anhang befindliche Vermögens- und Liquiditätsplanung zeigt zwar die individuelle und ganzheitliche Arbeit des Hauses; doch Wettbewerber präsentieren sich deutlich kundenorientierter. Wir sehen also Potenzial, das aber noch gehoben werden muss.