Die Ausläufer des aktuellen Shanghai-Lockdowns werden die deutsche Wirtschaft im Juni erreichen. Das geht aus Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen schätzen die Ökonomen, dass die Folgen des jüngsten scharfen Lockdowns mit zweimonatiger Verzögerung in Deutschland ankommen. Lockdown-Beginn war Ende März.
Auf neue Engpässe einstellen
Ab Juni wird eine weitere Welle von Lieferkettenverzögerungen über die deutsche Wirtschaft hereinbrechen. Zwar hat sich der Schiffs-Stau im weltgrößten Container-Hafen in den vergangenen Wochen nicht verschlimmert. Von einer spürbaren Auflösung kann aber auch keine Rede sein. Das zeigen die jüngsten Daten des IfW-Welthandelsbarometers. Der neue Lockdown wird dagegen schnell zu weiteren Verzögerungen führen.
Es dürfte unvermeidlich sein, dass es eine neue Welle von Verknappungen geben wird. Laut Weberbank wird das vor allem konjunkturabhängige Unternehmen treffen. Insbesondere Elektronik, mechanische Baukomponenten und chemische Produkte werden zur Mangelware. Auch saisonale Produkte, etwa aktuelle Kollektionen der Modehäuser, werden teils mit erheblicher Verzögerung eintreffen. Absehbar ist auch, dass die Preise angesichts der Lockdown weiter steigen werden. Denn die Nachfrage ist hoch, das Angebot bleibt knapp. Der Chef des norwegischen Staatsfonds brachte es auf den Punkt: "Ich erkenne überall Inflation."
Unternehmen organisatorisch und kommunikativ gefordert
Unternehmen sind darum organisatorisch und kommunikativ gefordert. Wer kann, sucht nach anderen Häfen oder Lieferwegen. Viele Häfen sind allerdings aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht für große Containerschiffe geeignet. Zudem muss der Transport der Güter von Shanghai aus in diese Häfen organisiert werden. Das ist ein logistischer Aufwand und drückt auf die Marge. Alternativen können die Bahn und in Teilen Luftfracht sein.
Unternehmen sollten eng und offen mit ihren Partnern und Kunden im Gespräch bleiben. Wenn Warenlieferungen ausbleiben oder nur Teillieferungen ankommen, kann nicht viel anderes getan werden, als mit den vorhandenen Ressourcen effizient zu arbeiten. Manchmal wird es möglich sein, andere Aufträge vorzuziehen. Die Suche nach neuen Zulieferern hat weiter oberste Priorität.