Alternative Preismodelle bei Kanzleien
Unternehmen können von einem neuen Trend profitieren: Anwälte lassen sich nicht mehr nur nach hohen Stundensätzen bezahlen. Alternative Preismodelle tauchen auf. Doch die neue Zeit hat auch ihre Tücken.
In die Anwaltsgebühren kommt Bewegung. Große Unternehmen lassen sich immer seltener auf unkalkulierbare Stundensätze ein. Schon gar nicht zu den gängigen Preisen der Großkanzleien. Pauschalpreise und feste Leistungsdefinitionen kommen in Mode. Stuart Dodds von Baker&McKenzie wird von dem Fachmagazin Juve mit der Aussage zitiert, in rund 40% der Mandatsverhandlungen säßen mittlerweile Spezialisten aus den Einkaufsabteilungen der Unternehmen mit am Tisch. Ziel der Unternehmen: Senkung der Rechtskosten, volle Kostentransparenz und übersichtliche Handhabung der Mandatsvergabe. Die Kanzleien lassen sich zunehmend darauf ein. Sie entwickeln sogar selbstständig alternative Preismodelle (s. Tabelle). Motto: Wer mitspielt, bekommt eventuell mehr Mandate. Die Kanzlei Eversheds hat acht Alternativmodelle entwickelt, nach denen sie sich bezahlen lässt.
Doch die Unternehmen müssen sich auch auf veränderte Standards in den Kanzleien einstellen. Partner erhalten dort längst Verkaufstrainings. Standardisierbare, wenig komplexe Aufgaben werden an Computer übergeben. Und: Es werden Subunternehmen in Ländern mit günstigen Lohnstrukturen angeheuert. Britische Gesellschaften vergeben beispielsweise Unteraufträge nach Nordirland, Südafrika oder auf die Philippinen.
Neue Gebührenmodelle für Anwaltshonorare | ||
---|---|---|
Capped Fee | detaillierte Beschreibung des gewünschten Ziels und eine daran ausgerichtete, gedeckelte Honorarobergrenze | Großbank, Tyco, Shell |
Fixed Fee | Festpreise für Projekte oder volumenlastige Aufgaben wie Forderungsmanagement | Großbank, Hilton, Eaton |
Menu Pricing | differenzierte Preislisten für verschiedene Anforderungen, etwa Vertragsgestaltungen mit abweichenden Risikoprofilen | Boeing, Microsoft, internationale Großbank |
Client Satisfaction Fee | Beispiel: Monatlich wird ein reduzierter Anteil des Honorars in Rechnung gestellt, das verbleibende Honorar unterliegt Erfolgskriterien. Ein Bonus für Übererfüllung ist vorgesehen. | FMC Technologies, IATA, Lyondell Bassell, Tyco |
Contingency Fee | Transaktionshonorar abhängig vom Erreichen bestimmter Verfahrensschritte oder einem bonusverbundenen Erfolg | Shell, Serco, internationale Großbank |
Bundling Transactions | verringerte Gebühr durch Standardisierung und Automatisierung wiederkehrender, ähnlich gelagerter Transaktionen | Cisco, internationale Großbank, Microsoft |
Single Source Solution | globale/regionale Exklusivvereinbarungen für ein oder mehrere Rechtsgebiete mit einer garantierten Kostenreduktion im ersten Jahr | Chemtura, Doosan Bobcat, Eaton, Goldwind, Severn Trent, Tyco |
Volume Discounts | bei Auftragsvolumen oberhalb im Vorfeld vereinbarter Grenzen | Großbank, ARM |
Quelle: Kanzlei Eversheds in JUVE Rechtsmarkt 11/16 |
Fazit: Wer laufend Rechtsberatung benötigt, sollte die Kosten in den Blick nehmen und darüber nachdenken, ob sich nicht durch eine alternative Preisgestaltung Einsparungen erzielen lassen.