Die Twitter-Visionen von Elon Musk
Unternehmen sollten der Social Media Plattform Twitter nicht den Rücken kehren. Die steht dieser Tage durch den Kauf von Elon Musk im Fokus. Der Tesla-Milliardär will den Kurznachrichtendienst umkrempeln, Teile der App bezahlpflichtig machen, die Einschränkungen bei der Kommentarfunktion rückgängig machen und die Hälfte der Twitter-Belegschaft entlassen. In einer ersten Schockwelle verlassen gerade zahlreiche Unternehmen die App.
Musks Vorgehen ist rechtlich nicht unproblematisch. Seine Massenentlassungen verstoßen mutmaßlich gegen europäisches Arbeitsrecht. Zudem stand Twitter bereits vor Elon Musks Übernahme in der Kritik, Anforderungen an Moderation und Beschwerden nur ungenügend zu erfüllen. „Jedes Unternehmen, das in Europa seine Dienste anbieten will, muss die europäischen Regeln einhalten. Das gilt auch für Twitter.“ so Jens Zimmermann, digitalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
Umbau von Twitter zur "Everything App"
Unternehmer sollten allerdings die Chancen von Musks Twitter-Visionen kennen. Musk will aus Twitter die „Everything App“ machen. Eine solche „Alles-App“ gibt es bereits für den asiatischen Markt in China. Mit WeChat von der Firma Tencent lässt sich kommunizieren, bestellen, bezahlen, ein Taxi buchen, spielen, ein Auslandsvisum beantragen und sogar ein Arzttermin buchen. 1,3 Mrd. Personen nutzen die App täglich. Im Durchschnitt verbringt ein Nutzer 29,2 Stunden pro Monat auf der App (ca. eine Stunde täglich).
Musk will seine Version der „Everything App“ in drei bis fünf Jahren an den Start bringen. Bis dahin dürfte sich bei Twitter noch einiges tun. Selbst Übernahmen (z.B. Uber eats) oder ein neuer Börsengang sind nicht ausgeschlossen. Dass Musk dabei auch auf die alte Mannschaft setzt, zeigt sich bereits. Die Entwicklerstellen sollen neu besetzt werden. Einige Mitarbeiter, denen „versehentliche Kündigungen“ geschickt wurden, wurden sogar bereits zurückgeholt.