Big Spender China
Das Reich der Mitte will mit einer eigenen Investitionsbank IWF und Weltbank Konkurrenz machen. Was in Washington und Tokio für Sorgenfalten sorgt, bietet Unternehmen neue Auftragschancen.
China drängt in die finanzpolitische Weltarena. Bis Ende des Jahres plant Peking die Gründung einer neuen Asiatischen Bank zur Förderung von großen Infrastrukturprojekten. Die Regierung im Reich der Mitte will ein Konkurrenzprojekt zur westlich dominierten Weltbank und dem IWF sowie der von Japan dominierten Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) starten. Peking will alleine die Hälfte des Kapitals für die neue Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) stellen. Die Grundkapitalisierung der Bank soll 100 Mrd. Dollar betragen. Zum Vergleich beträgt die Kapitalisierung der ADB heute 170 Mrd. Dollar. Insgesamt 22 weitere Länder aus Asiens und dem Nahen Osten haben sich im Juni zu Gesprächen über die Gründung der Bank getroffen. China bemüht sich sehr intensiv um die Teilnahme von Südkorea und Indien. Eine Pro-Forma-Einladung ging auch an die USA und Japan raus. In Washington und Tokio wächst die Sorge über die Ziele der Bank. Die Alliierten befürchten, dass China mithilfe der Bank eine eigene politische Agenda in der Welt durchsetzen will. So warnt Washington seit einem Monat die Regierung in Seoul. Sie soll die Einladung Chinas, einen Anteil an der Bank zu übernehmen, ablehnen. In der Zwischenzeit besteht China auf eine offizielle Zusage aus Seoul und versüßt die Entscheidung mit milliardenschweren Verträgen für die Wirtschaft. China geht es in der Tat nicht nur um eine neue Geldquelle für Infrastrukturprojekte. Denn dann würde sich das Land mit der geplanten BRICS-Entwicklungsbank zufrieden geben. Die Gründung dieser Bank wurde im März 2013 beim BRICS-Gipfel in Durban beschlossen und für 2015 angepeilt. Sie ist ebenso auf große Infrastrukturprojekte, unter anderem in Asien, ausgerichtet und gleich stark kapitalisiert. Im Verhandlungsprozess stellte sich jedoch heraus, dass die BRICS-Länder die finanzielle Dominanz Chinas mit erhöhten Anteilen an der Bank nicht tolerieren wollen. Deshalb gründet China nun ein eigenes internationales Geldhaus. Mit der „eigenen Entwicklungsbank“ hat China mehr geographische Flexibilität als im Zusammenspiel mit den BRICS. Peking will eine Alternative für die ADB in der gesamten Süd-Ostasiatischen und der Zentralasiatischen Region. Auch Projekte im Nahen Osten und Afrika will China finanzieren und künftig im politischen und wirtschaftlichen Notfall Länder stabilisieren. Damit erhebt Peking einen Anspruch auch auf die Hegemonie in diesen Ländern. Der Unmut der USA, Japans und (künftig) Russlands ist deshalb verständlich.
Fazit: China ist entschlossen und wird das Projekt durchziehen. Erst recht, da es auch um politische Ziele geht. Für Unternehmen, die im Orient tätig sind, bedeutet dies mehr geförderte Infrastrukturprojekte und somit Auftragschancen.