Heute (Montag) startet die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihenkaufprogramm und wird damit die Kreditmärkte erheblich beeinflussen. In ganz Europa werden sich die Zinsen weiter nach unten bewegen. Auf dem deutschen Markt werden die Auswirkungen bei Laufzeiten bis 5 Jahre aber gering sein. Denn hier liegen die Zinsen schon sehr nahe an der Nulllinie.
Die Konditionen für die Unternehmensfinanzierung werden sich aber nur noch teilweise verbessern. Während wir am kurzen Ende kaum noch mit sinkenden Konditionen rechnen (FB vom 9.2.), dürften die Zinsen am langen Ende noch etwas Luft nach unten haben.
Das zeigt sich auch beim Blick auf die Zinskurve (vgl. Grafik). Die ist im Vergleich zum Vormonat nahezu konstant. Bei den Zinsen bis zu 5 Jahren finden die Veränderungen kaum spürbar in der zweiten Nachkommastelle statt. Marginale Verschiebungen nach unten gab es bei den längeren Laufzeiten. In den kommenden Wochen und Monaten dürfte sich die Verschiebung der Zinskurve nach diesem Muster fortsetzen.
Die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen verbessern sich dennoch – und zwar über den Marktzugang. Denn die Banken in Deutschland geben immer bereitwilliger Kredite. Davon berichten zumindest die ca. 4.000 Unternehmen, die wieder an der monatlichen Umfrage des ifo-Instituts teilgenommen haben. Sichtbar wird das in der ifo-Kredithürde. Die ist im Vergleich zum Februar erneut auf ein historisches Tief gesunken. Demnach stellen nur noch 16,2% aller Unternehmen eine restriktive Kreditvergabe von Banken fest (zuvor 17,1%). Die erwartete Geldflut der EZB hat die Geldinstitute schon jetzt dazu bewegt, die Bedingungen für die Kreditvergabe noch weiter zu lockern.
Interessant für Unternehmen sind auch die Verschiebungen zwischen den Branchen und den Größenklassen. So berichten vor allem kleine Unternehmen davon, dass die Banken bei der Kreditvergabe nicht mehr so zurückhaltend sind. Bisher waren die Geldhäuser in diesem Segment besonders vorsichtig. Für Großunternehmen ist die Kredithürde dagegen leicht angestiegen. Auch im Baugewerbe berichten mehr Unternehmen von einer restriktiveren Kreditvergabe. Dagegen können sich Unternehmen aus dem Handel über leichtere Verhandlungen und mehr Kreditabschlüsse freuen. Hier scheint sich ein leichtes Umsteuern der Geldhäuser zu manifestieren, die den Bauboom in Deutschland mit Vorsicht genießen.
Fazit: Die Zinsen bleiben niedrig. Die Branchenkonjunktur wird für den Zugang zum Firmenkredit künftig wichtiger, denn sie hat angesichts der Notenbankpolitik vorläufig größere Auswirkungen auf die Kalkulation der Ausfallrisiken als die Zinsen selbst.