Die Europäische Zentralbank (EZB) wird höchstwahrscheinlich noch weiter aufs geldpolitische Gaspedal drücken. Das wurde bei der Ratssitzung am Donnerstag deutlich. Zwar verzichtete die EZB vorerst auf weitere Maßnahmen. Aber EZB-Präsident Mario Draghi machte unmissverständlich deutlich, dass die Zentralbank zu weiteren Maßnahmen greifen würde, wenn die Inflationsraten und mittelfristigen Inflationserwartungen sich nicht bald stärker in Richtung des angestrebten Zielwerts von „nahe unter 2%“ bewegen.
Die wahrscheinlichste Maßnahme ist eine Verlängerung des QE-Programms über den September 2016 hinaus. Das ist der Termin, bis zu dem QE eigentlich laufen sollte. Draghi deutete an, dass neben der Verlängerung auch eine Aufstockung des Kaufvolumens möglich sei.
Die meisten Marktteilnehmer erwarten Veränderungen an der QE-Struktur frühestens im Dezember. Das hat mit dem Veröffentlichungskalender der für die EZB relevanten Daten zu tun. Denn bis zur Ratssitzung am 22. Oktober gibt es kaum neue Zahlen, lediglich die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) und Inflationsdaten für September werden veröffentlicht. Bis zur nächsten Sitzung am 22. Dezember folgen dann allerdings der von der EZB für die Beurteilung der Inflationserwartungen enorm wichtige Survey of Professional Forecasters sowie die PMIs und Inflationsdaten für Oktober und November. Außerdem gibt es dann mehr Klarheit, wie und ob die Turbulenzen in China die europäische Wirtschaft treffen.
In jedem Fall werden die Kreditbedingungen für deutsche Unternehmen weiterhin exzellent bleiben. Das zeigt etwa die Kredithürde des ifo-Instituts, die erneut auf einen neuen historischen Tiefststand gefallen ist. Aus Bankenkreisen hören wir immer häufiger Berichte über einen wahren Wettlauf um Firmenkunden. Manche Banken würden sich Unterbietungsschlachten bei den Zinskonditionen liefern, um überhaupt noch Kredite vergeben zu können. Aber Vorsicht: Mögliche neue Regulierungen könnten diesen Trend für Mittelständler umkehren.
Fazit: Die EZB wird im Kampf gegen die niedrige Inflation wohl ihr QE-Programm weiter ausdehnen. Somit werden die Kreditkonditionen für deutsche Firmen auf dem exzellenten Niveau verbleiben.