Firmen schichten Geld um
Noch mindestens drei Jahre Niedrigzinsphase erwarten die deutschen Mittelständler. Das treibt sie an, Maßnahmen im Cashmanagement zu ergreifen.
Die Mehrheit der Unternehmer (57%) erwartet noch drei Jahre sehr niedrige Zinsen im Euroraum. Fast jeder dritte Inhaber (29%) kalkuliert sogar mit fünf Jahren. Das geht aus einer Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Zusammenarbeit mit der auf den Mittelstand fokussierten Commerzbank hervor. Insgesamt wurden für die Studie 150 Unternehmen nach ihren Erwartungen befragt. Entsprechend schichten die Unternehmer Kapital um. Binnen Jahresfrist haben sie ihre täglich verfügbare Liquidität deutlich reduziert. Momentan legen nur noch 23% aller Unternehmer Liquidität für weniger als 3 Monate an. Im Vorjahr waren es noch 34%. Der Schwerpunkt bei den Laufzeiten für Liquiditätsparkplätze liegt bei 6 bis 12 Monaten. Außerdem hat sich das Volumen der angelegten Liquidität im Durchschnitt von 2,7 auf 5,9 Mio. Euro deutlich erhöht. Hinter der Verschiebung steht auch das Motiv, mit längeren Laufzeiten negative Zinsen am kurzen Ende zu vermeiden. Die von den Unternehmen erwartete Mindestverzinsung liegt mit 2,41% weit über dem Marktniveau. Um diesem Ziel näher zu kommen, setzt eine wachsende Zahl von Finanzverantwortlichen inzwischen auch auf Fonds (z. B. Geldmarktfonds). Diese bieten ein ausgewogenes Verhältnis von Renditewunsch, Sicherheit und Flexibilität. Auffällig in der Verschiebung der Geldanlagen ist auch die Reduktion kurzfristiger Unternehmenskredite. Das Volumen der teuren Kontokorrentkredite sinkt. Laut Bundesbank ist es binnen Jahresfrist um knapp 1 Mrd. von 66,287 Mrd. Euro auf 65,322 Mrd. Euro abgeschmolzen. Parallel dazu ist der durchschnittliche Zins für diese Kredite von 4,52% auf 4,10% im September gesunken.
Fazit: Die Mittelständler intensivieren im Zuge ihrer Erwartung weiter andauernder Niedrigzinsen ihr Cash-Management. Sie reduzieren teure Kredite, verlängern die Anlagefristen, weichen auf andere Anlageprodukte aus und erhöhen die geparkten Liquiditätsreserven.