Mittelstandsfinanzierung: Scheinkonditionen im Angebot
Die niedrigen Zinsen erreichen ihre Adressaten nicht. Die Kreditvergabe ist restriktiver geworden.
Die Diskrepanz zwischen den angebotenen und den realen Kreditkonditionen für Unternehmen wird immer größer. So werben sowohl Sparkassen als auch Banken zwar mit attraktiven Bedingungen. In der Realität bekommen aber letztlich nur wenige Kreditnehmer die Werbe-Konditionen tatsächlich in den Vertrag geschrieben. Kreditzinsen von 2 oder 3% sind für Mittelständler eine Seltenheit. Eher ist es realistisch, dass sie mittlere bis hohe einstellige Zinssätze zahlen müssen (ähnlich wie bei Mittelstandsanleihen). Große Unternehmen können dagegen Traumkonditionen unter 4% durchsetzen. Eine der größten Kreditbremsen sind die regulatorischen Vorgaben an die Geldhäuser durch die Bankenaufsicht. Diese führen zu schärferen Bonitätsanforderungen der Institute an die Unternehmen – und somit zu steigenden Zinsen. Zumindest häufen sich darüber die Beschwerden von mittelständischen Unternehmen beim KMU-Bundesverband freier Berater. Dem Vernehmen nach ist auch die Kompetenzverlagerung innerhalb der Banken ein zunehmendes Problem. Während Filialleiter vor einigen Jahren noch einen gewissen Entscheidungsspielraum hatten, sei dieser inzwischen nahezu auf Null zusammengeschrumpft. Kreditanträge laufen vollautomatisch durch Prüfungsprogramme. Deren Entscheidung ist dann verbindlich und es gibt von daher praktisch kaum Verhandlungsspielraum.
Fazit: Die in der Breite ausgewiesenen Kreditkonditionen gelten praktisch nie für Mittelständler. Diese müssen oft hohe Transparenz-Anforderungen der Banken erfüllen und zahlen meist deutlich höhere Zinsen für Darlehen.