Die Kreditmarkt-Zinsen kennen nach der EZB-Sitzung nur eine Richtung: abwärts. Die erneute Leitzinssenkung der Zentralbank hat die Kreditkosten auf breiter Front auf neue historische Tiefs gedrückt, wie sich an den Euro-Swap-Renditen ablesen lässt (siehe Zinskurve). Laut den jüngsten EZB-Daten mussten Unternehmen in der Eurozone im Juli durchschnittlich nur noch 3,22% p. a. für ein- bis fünfjährige Kredite zahlen. In Deutschland sind es sogar nur 2,72%.
Mit den Leitzinssenkungen will die EZB die Banken dazu drängen, von den im Juni angekündigten TLTROs Gebrauch zu machen. Diese „gezielten Langfrist-Refinanzierungsoperationen“ ermöglichen es den Geldhäusern, für mindestens zwei Jahre Liquidität zum Preis von 25 Basispunkten über dem Leitzins aufzunehmen. Wenn sie diese für eine verstärkte Kreditvergabe an die Realwirtschaft nutzen, müssen sie das Geld erst nach vier Jahren zurückzahlen. Hätte die EZB also erst zu einem späteren Zeitpunkt den Zins auf das absolute Minimum reduziert, wären Banken im Vorteil gewesen, die länger gewartet hätten. Diese Spekulationen sind jetzt nicht mehr möglich.
Auch die angekündigten ABS-Käufe zielen in diese Richtung. „Mit dem ABS-geprägten Ankaufprogramm wird der Hauptkritikpunkt an den bedingten Tendern entschärft – nämlich, dass die Banken diese Tender nicht zur Kreditvergabe nutzen, da sie kein Interesse daran haben, ihre Bilanzsummen auszuweiten“, meint unter anderem Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt bei der DZ Bank. Indem die EZB die ABS von den Bilanzen der Banken nimmt, erhöht sie deren Möglichkeit, weitere Kredite an die Realwirtschaft zu geben, ohne dass sie dafür mehr Eigenkapital benötigen.
Trotz der ultragünstigen Konditionen bleibt fraglich, ob die Kreditvergabe in der Eurozone künftig an Fahrt gewinnt. Auch im Juli war das neu vergebene Kreditvolumen weiter rückläufig. (-1,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat). Die Gründe für diese Entwicklung liegen sowohl auf der Angebots-, als auch auf der Nachfrageseite. Einerseits wollen zahlreiche Unternehmen aufgrund von miesen Konjunkturaussichten und nicht ausgelasteten Kapazitäten gar nicht investieren. Anderseits geben die angeschlagenen Banken gerade in der Peripherie momentan der Bilanzbereinigung und -verkleinerung höchste Priorität. Das ist politisch einerseits gewünscht, führt aber auch dazu, dass selbst marktfähige Unternehmen Probleme haben, an frisches Geld zu kommen.
Fazit: Das jüngste Maßnahmenpaket der EZB wird die Kreditbedingungen in der Eurozone noch weiter verbessern. Außerdem wird die Struktur der TLTROs – wie erhofft (FB vom 13.6.) – verbessert.