Die Finanzierungsbedingungen für deutsche Unternehmen verbessern sich weiter. Das zeigt die Bewegung der aktuellen Zinssätze. Die Zinsen sind über alle Laufzeiten hinweg noch einmal klar gesunken (vgl. Chart). Am kurzen Ende ist der EONIA sogar in den negativen Bereich abgerutscht.
Ursache für den akuten Zinsrutsch sind die Spekulationen über weitere geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB erwägt den Kauf von Staatsanleihen, um eine Deflation in der Eurozone zu verhindern. Die jüngsten Daten zur Inflation (FB vom 8.1.) haben dieser Spekulation neue Nahrung gegeben. Sollte die EZB solche Staatspapiere kaufen, werden die Renditen weiter nach unten tendieren – das nehmen die Märkte nun bereits vorweg.
Allerdings könnten die Märkte von der mit Spannung erwarteten EZB-Ratssitzung am 22. Januar enttäuscht sein. Denn aller Voraussicht nach werden die Geldhüter keine neue Entscheidung zum Anleihekauf treffen. Sie dürften lediglich ihre aktuellen Aussagen bestätigen und sich damit alle Türen offen halten. In jedem Fall wird die Debatte um mögliche Anleihekäufe bis zur nächsten Ratssitzung weiter öffentlich geführt. Befürworter und Gegner werden die aktuellen Inflationsdaten als Argumente für ihre jeweilige Position bemühen.
Eine Entscheidung der EZB erwarten wir frühestens auf der Sitzung Anfang März (5.3.) in Zypern. Dann ist die Wahl in Griechenland (25.1.) vorbei und die EZB hat wieder etwas klarere Sicht. Sie kann dann abschätzen, wie es politisch in dem Land weitergeht. Zudem kann sie im Zweifel relativ zeitnah aktiv werden, falls die Märkte nach dem Urnengang in Griechenland nervös werden. Außerdem gibt es zu diesem Zeitpunkt weitere Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone.
Von Seiten der Geldpolitik her bleiben die Rahmenbedingungen für die Kreditversorgung der Unternehmen also hervorragend. Verbesserungen gibt es zusätzlich von der Bankenseite her. Denn einige Banken lockern ihre Rating-Einschätzungen ein wenig und nutzen ihren Entscheidungsspielraum etwas stärker aus. Unter dem Strich kommen Unternehmen so etwas leichter an Geld. Das manifestiert sich auch an der ifo Kredithürde. Diese ist zum Jahreswechsel sogar noch einmal auf 17,4 (zuvor 18,3) gesunken. Damit registrieren historisch wenige Unternehmen überhaupt eine „restriktive“ Haltung von Banken bei der Kreditvergabe.
Fazit: Deutsche Unternehmen leben in einer fast perfekten Finanzierungswelt. Die Zinsen bleiben niedrig, werden vermutlich sogar noch weiter sinken. Falls die EZB Staatsanleihen kauft, wird das auch die deutschen Zinssätze weiter nach unten bewegen.