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Afrika setzt zum Digitalisierungs-Sprung an

Die Zukunft und Chancen des Kontinents liegen im Internet

Afrika setzt zum Digitalisierungs-Sprung an. Copyright: Pexels
Afrika setzt, enorm beschleunigt von der Corona-Krise, zu einem gewaltigen Digitalisierungs-Sprung an. Der Prozess läuft zwar schon einige Jahre, aber das kleine Virus, das sich natürlich auch einen Weg auf den Schwarzen Kontinent gebahnt hat, ist ein echter Turbo für den bereits laufenden Digitalisierungsprozess.

In Afrika geschieht ein Digitalisierungswunder. Am deutlichsten wird es in Nigeria sichtbar. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas, in dem 210 Mio. Menschen (Prognose 2050 gut 400 Mio. Menschen) aus über 400 verschiedene Stammes- und Sprachzugehörigkeiten auf einem Gebiet  2,5 Mal so groß wie Deutschland leben, hat die Corona-Pandemie weitgehend im Griff.

Das geht auch auf die Erfahrungen der Ebola-Epidemie aus dem Jahr 2014 zurück. Damals wurde in Nigeria "Sormas" eingeführt, ein digitales System zur Kontaktverfolgung in Echtzeit – übrigens mitentwickelt von deutschen Firmen. In Deutschland arbeiten die völlig überforderten Gesundheitsämter noch mit Papier und Fax. Erst im Dezember 2020 hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Gesundheitsämter angewiesen, das Sormas-System einzusetzen. 

Das Mobiltelefon als Lebensretter

Wichtigstes Utensil bei der Digitalisierung des Kontinents ist das Mobiltelefon. Es hat die Rolle und Funktion des Transistorradios längst abgelöst. Wer Afrika auch nur ein wenig von der Graswurzel her kennt, weiß: Selbst Vieh-Hirten in den abgelegensten Winkeln des Kontinents hatten neben ihrem Wanderstock immer ein Transistorradio und Ersatzbatterien über der Schulter hängen. Es war ihre Verbindung zur großen weiten Welt und wichtige Informationsquelle, die Nachrichten dann auch über Berichterstattungen der Reisenden schnell verbreitet haben.

Smartphone löst Transistor-Radio ab

Das Mobiltelefon ist inzwischen zum wichtigsten Kommunikations- und Informationsmittel geworden. Laut britischem Marktforschungsinstitut Ovum hatten 2016 etwa 300 Mio. Afrikaner ein Smartphone. Die Zahl der Nutzer hat sich bis Ende 2019 glatt auf 600 Mio. Menschen verdoppelt. Ende 2021 wird mit einer Zahl von 900 Mio. bis 1 Mrd. Afrikanern gerechnet, die ein Smartphone nutzen (von 1,3 Mrd. Afrikanern insgesamt).

Die Markterschließung lief bisher vor allem über asiatische Mobilfunk-Anbieter. Inzwischen wagen sich aber auch andere Anbieter auf den Markt, wollen dort die Chancen nutzen – und schaffen zugleich völlig neue Möglichkeiten für die Menschen auf dem Kontinent. In manchen Gegenden in Afrika gibt es mehr Smartphones als Toiletten, Strom- und Wasseranschlüsse.

Payment-Lösungen katapultieren den Kontinent in ein neues Wirtschaftszeitalter

Das Smartphone ist wegen seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der entscheidende Treiber der Digitalisierung in Afrika. Denn neben dem Telefonieren sind es vor allem drei weitere Funktionen, die von den Afrikanern genutzt werden und einen riesigen Schub auslösen.

Der größte Hebel ist die Möglichkeit, mit dem Smartphone zu bezahlen. Bereits seit 2007 kann in Afrika Geld per SMS überwiesen werden. Inzwischen gibt es zahlreiche Apps dafür, die auf vielfältigste Weise genutzt werden. In Kombination mit diversen Varianten für Micro-Payments und Kleinstkredite eröffnen sich Geschäftschancen einerseits. Andererseits entstehen für viele Afrikaner völlig neue Lebensqualitäten. Plötzlich muss Geld für einen entfernten Verwandten nicht mehr dem Busfahrer mitgegeben werden, in der Hoffnung, dass es den Adressaten am anderen Ende des Landes auch wirklich erreicht.

Strom, Bildung und Arzt kommen online in die Dörfer

Die Payment-Funktionen der Smartphones helfen dabei, ein zweite Grundproblem des Kontinents zu lösen: die Stromversorgung. Insbesondere in den abgelegenen ländlichen Regionen ist das von Bedeutung. So hat z. B. das Unternehmen M-Kopa aus Kenia kleinste Heim-Solaranlagen im Angebot. Die Komplettpakete bestehen aus Kollektor, Batterien, Kabeln und sparsamen und haltbaren LED-Lampen.

Die dezentrale Stromversorgung ist ein Quantensprung für so manches Dorf. Einmal installiert versorgt es ein Haus, in der Praxis oft eine ganze Community, mit Strom (z. B. für einen Kühlschrank, Licht). Bezahlt wird die Anlage, die auf Kredit gekauft wird, per Smartphone. Dafür werden z. B. täglich etwa 40 Cent direkt vom Telefonguthaben abgebucht. Nach ca. zwei Jahren ist die Anlage vollständig bezahlt.  

Zugang zu Bildung erleichtert

In Verbindung mit dem Internet und klugen Apps ergeben sich zudem etliche Bildungschancen. Abgesehen davon, dass mit dem Internet die Türen zu etlichen anderen Bildungsquellen offenstehen, wird auch in Afrika selbst an Angeboten für E-Education gearbeitet. Damit wird der Zugang zu Bildung erheblich erleichtert, denn noch immer laufen hunderttausende von Schülern täglich mehrere Kilometer, um zur Schule zu kommen.

Entwicklungen aus der Silicon-Savanne

Das Zentrum der afrikanischen IT-Szene ist Nairobi, die Hauptstadt Kenias. In der "Silicon-Savanne" werden von afrikanischen Unternehmen und IT-Startups individuell passende Lösungen für spezielle afrikanische Probleme entwickelt. Dazu gehören Payment-Lösungen für Kleinstbeträge für das sehr effiziente Überlandbus-System, Wetterwarn-Apps für Vieh-Hirten, Handels- und Warenwirtschaftssysteme für Individualbauern, die deren Angebote schon virtuell bündeln, Preisinformationssystem (z. B. für Tierzüchter und Landwirte) oder auch Apps für die Telemedizin, um Patienten den oft kilometerlangen beschwerlichen Weg zum nächsten Arzt zu ersparen. 

Fazit: Das Digitalisierungs-Potenzial Afrikas ist gigantisch. Heute nutzen bereits 70% aller Afrikaner ein Telefon, zum Internet haben bisher „nur“ 20% Zugang. Stiege diese Quote auch auf 70%, würde das afrikanische BIP um 300 Mrd. Dollar (+20%) wachsen, so Mc Kinsey. Eine Schätzung der Afrikanischen Entwicklungsbank geht davon aus, dass binnen weniger Jahre nur im IT-Sektor 2 Mio. Jobs geschaffen werden könnten – von den Gewinnen an Lebensqualität von Millionen Menschen ganz abgesehen.

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