Einkauf 4.0: Noch immer große Baustellen
Nur wenige Unternehmen nutzen moderne elektronische Werkzeuge in der Beschaffung. Das zeigt eine Studie des Einkaufsverbandes BME. Der Verband bezeichnet den geringen Einsatzgrad von E-Tools gar als „erschreckend" - vor allem in KMU.
Unternehmen, die nicht die Möglichkeiten der Beschaffung 4.0 nutzen, haben Wettbewerbsnachteile.
Bei der Einführung und Nutzung neu-er digitaler Prozesse und Geschäftsmodelle klafft die Schere zwischen Klein und Groß immer weiter auf. Wer nicht nachzieht, wird digital abgehängt, so der BME.
Die Einkäufer selbst fordern von Anbietern mehr Flexibilität bei den Lösungen. Wir fassen die zentralen Aussagen der BME-Jahresstudie 2018 für Sie zusammen:
- E-Tools wird hohe Relevanz zugesprochen; besonders für den Prozess Requisition-to-pay bzw. Purchase-to-pay (von Beschaffung bis Bezahlung) und für das Lieferantenmanagement.
- Die aktiven Nutzungsquoten sind jedoch gering und lassen laut BME zu wünschen übrig.
- In fast allen Anwendungsfeldern sind Dienstleistungsunternehmen weiter als die Industrie.
- Rund 50% der Befragten haben ein Kernsystem um spezifische Tools ergänzt.
- Einsatzfelder u.a.: Einkaufstools für Dienstreisen (70%), Literatur (61%), Fuhrpark (58 %), Dienstleistungen (54%).
- 80% halten Controlling-Tools (Spend Analysis) für relevant. Aber: Nur 36 nutzen diese schon.
- 43,4% wollen Zugriff auf eine Vielzahl alternativer Kataloge bzw. Anbieter: Aber nur 6% haben das bereits realisiert.
- Durch intelligente Suchalgorithmen und Data Analytics lassen sich Risiken im Versorgungsnetzwerk über mehrere Stufen hinweg identifizieren. Aber: Nur 1% (!) nutzt das bereits - obwohl ein Drittel die Relevanz sieht.
- KMU vermissen pragmatische Lösungen für kleine Unternehmen (unter 5 Mio. Umsatz).
- Haupthinderungsgründe für Einführung/Nutzung aller Tools: mangelnde interne Datentransparenz bzw.- strukturierung (45%), mangelnde Motivation bzw. mangelndes Erkennen von Chancen (37%) sowie Kosten (35,6%).
Fazit: Der Einkauf verhält sich widersprüchlich. Nur 13,1% sehen in Zukunft operative Einkaufsprozesse noch als wertschöpfende Kernaktivität. Warum gibt es dann selbst bei als relevant erachteten Tools noch großen Nachholbedarf? Unsicherheit scheint so manchen zu hemmen. „Fahrlässig", so der BME.
Unser Rat: Fordern Sie Ihren Einkauf. Binden Sie ihn ein, wenn Sie über „4.0" diskutieren. Fangen Sie an zu üben. Gehen Sie schrittweise vor, es muss nicht immer die große, alles erschlagende Lösung sein. IT und Einkauf „denken" oft nicht zusammen. Das ist aber unabdingbar, wenn es um neue, disruptive Geschäftsmodelle geht. Und: Holen Sie Dienstleister in Diskussionsrunden dazu. Beide Seiten müssen mehr über einander lernen.
Mehr:
BME-Studie „Barometer Elektronische Beschaffung 2018"
https://www.bme.de/bme-barometer-elektronische-beschaffung-2018-einstieg-in-die-digitalisierung-des-einkaufs-noc/