Herstellung ohne Nahrungsmittelkonkurrenz
Ein neuer chemischer Prozess könnte den umstrittenen Bio-Kunststoffen zum Durchbruch in der Massenanwendung verhelfen. Erstmals ist es gelungen, solche Kunststoffe aus Abfallprodukten herzustellen. Das ist ein wichtiger Durchbruch. Denn bisher wurden stets Ackerpflanzen wie Mais, Weizen oder Zuckerrüben als Rohstoffe für die Bio-Kunststoffe genutzt.
Der neue Herstellungsprozess der Bio-Kunststoffe (Fabiola-Prozess) schafft die Konkurrenz zur Nahrungsproduktion ab. In dem Produktionsvorgang werden Reststoffe wie Stroh, Restholz oder Baumrinde verwendet. Der unter Führung des Heidelberger Ifeu-Instituts entwickelte Prozess hat mehrere Vorteile. Erstens können unterschiedliche Reststoffe verwendet werden. Zweitens werden durch den Aceton-Prozess der Energieeinsatz und die nötigen Investitionen reduziert. Außerdem kann das produzierte Lignin zu einem PUR-Schaum weiterverarbeitet werden. Diese Schäume werden in großen Mengen als Dichtmasse auf Baustellen benötigt.
Noch gibt es keinen Hersteller
Die Markchancen für derartig erzeugte Bio-Kunststoffe sind groß. Denn ihre Akzeptanz dürfte deutlich höher sein als bei Bio-Kunststoffen, die aus potenziellen Nahrungsmitteln hergestellt wurden (FB vom 4.4.22). Derart erzeugte Bio-Kunststoffe lassen sich auch ohne schlechtes Gewissen als nachhaltig bezeichnen.
Es gibt allerdings noch kein Unternehmen, das eine Anlage für den Herstellungsprozess gebaut hat. Dabei ist die Herstellung recht effizient. Die Kosten liegen zwar noch über denen für die Herstellung erdölbasierter Kunststoffe. Der Vorgang ist aber schon günstiger als die Produktion von Bioethanol als Kraftstoffzusatz (für E10).
Fazit: Der Fabiola-Prozess ist ein Durchbruch. Er schafft die Konkurrenz zur Nahrungsproduktion bei der Herstellung von Bio-Kunststoffen ab. Die Akzeptanz solcher Kunststoffe dürfte hoch sein. Vor allem Konsumgüterhersteller sind vielfach bereit, einen Aufpreis für Biokunststoffe zu bezahlen.
Hinweis: Weitere Informationen zu dem neuen chemischen Prozess finden Sie unter https://www.ifeu.de/projekt/unravel