US-Unternehmen machen Standort Deutschland mies
Den einen geht es gut, die anderen finden das schlecht. Warum US-Unternehmen den Innovationsstandort Deutschland abwerten.
Die 50 führenden US-Unternehmen machen Stimmung gegen den Investitionsstandort Deutschland. Anders lässt sich eine oft zitierte aktuelle Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland nicht interpretieren. Darin äußern die US-Firmen ihre düstere Prognose für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Germany verliere seine Position als Innovationsführer. Derzeit sehen 28% der US-Firmen Deutschland noch an der Spitze. Für 2025 sind es nur noch 12%. China soll der große Gewinner sein. Das Reich der Mitte soll sogar mit den USA gleichziehen. Aktuell sehen noch 62% der US-Unternehmen ihr Land als Leader. Für 2025 sind es nur 38%, genau so viel wie für China. Die Amerikaner machen ihr vernichtendes Urteil an Deutschlands Technologiefeindlichkeit fest. Sie fordern ein freundlicheres Umfeld für Startups und einen Ausbau der digitalen Netze. Dass es hier hapert, ist unbestritten. Doch die Schlussfolgerungen, die die US-Companies ziehen, haben wenig Substanz. Die Kammer spricht gegenüber FUCHS von einem „Stimmungsbild“, das nicht von harten Fakten unterlegt ist. Die US-Meinung kontrastiert mit den Zahlen aus der jüngeren Entwicklung. Zwischen 2005 und 2012 hat Deutschland bei Forschung und Entwicklung stark aufgeholt. Dabei wurde nach Feststellungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der Durchschnitt der übrigen OECD-Länder, namentlich die USA, Frankreich und Großbritannien, abgehängt. Und: Der Trend setzte sich auch danach fort. Das gesteckte Ziel, 3% des BIP in F+E zu investieren, wurde 2012 nahezu erreicht. Das hat laut DIW wichtige Impulse für das Wirtschaftswachstum gebracht. Zumal sowohl die privaten wie die öffentlichen Investitionen gestiegen sind. Zwischen 2005 und 2012 waren es p. a. immerhin 4% Zuwachs bei F+E. Bei den Innovationen dominiert in Deutschland die Industrie. Gehen hier 85% der privaten Investitionen in diesen Bereich, so sind es in den USA weniger als 70%, in Frankreich knapp 50% und in Großbritannien 37%. Besonders hohe Aufwendungen in der Kfz-Industrie, Pharma, Computer und Elektronik schlagen sich in höheren Wachstumsraten und weltweiten Marktanteilsgewinnen nieder.
Fazit: Wir schließen, ganz amerikanisch, mit einer Annahme. Die US-Unternehmen in Deutschland haben als Folge des starken Dollar mit 1% Umsatzplus 2014 schlechter abgeschnitten als das BIP. Das schlägt offenbar auf’s Gemüt.