Die Märkte haben den Stresstest der EZB verarbeitet – aber die Auswirkungen auf den Kreditmarkt für Unternehmen werden moderat bleiben. Geldhäuser, die gut durch den Test gekommen sind, werden nun nicht automatisch ihre Kreditvergabe ausbauen. Die Bereinigung der Bilanzen bleibt auf der Tagesordnung. Die 13 Banken, die am Stresstest der EZB gescheitert sind, werden nun zunächst Kapital aufbauen – und somit wohl weniger Kredite vergeben. Allerdings sind im Wesentlichen ausländische Banken durch den Test gerasselt. Die negativen Auswirkungen für deutsche Unternehmen dürften also kaum spürbar sein.
Insgesamt verbessern sich die Zugangsmöglichkeiten von Unternehmen zu Krediten in Deutschland sogar weiter. So ist das Zinsniveau in vielen Laufzeiten sogar geringer als im Vormonat (vgl. Abb.). Allein in den mittleren Laufzeiten sind die Konditionen etwa konstant. Angesichts des historisch niedrigen Niveaus sind die Ausschläge allerdings zu vernachlässigen.
Auch die jüngste ifo-Kredithürde zeigt an, dass der Zugang zu frischem Geld für Unternehmen relativ leicht ist. Nur 17,7% der von ifo befragten Unternehmen attestieren den Geldhäusern eine restriktive Kreditvergabe (Vormonat 18,4).
Insbesondere für kleine und Kleinstunternehmen verbessert sich die Lage. Nur noch jedes fünfte Unternehmen spürt eine Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe (Vormonate 23%). Damit holt dieses Segment gegenüber mittleren und großen Unternehmen leicht auf. Auch für diese verbessert sich der Kreditzugang weiter. Angesichts des minimalen Niveaus – nur 12% aller Großunternehmen und 15% der mittelgroßen Firmen haben mit restriktiven Banken zu tun – ist das Steigerungspotenzial allerdings inzwischen begrenzt.
Fazit: Die fundamentalen Rahmenbedingungen für die Kreditvergabe in Europa und Deutschland bleiben extrem gut. Solide aufgestellte Unternehmen haben nach wie vor keine Probleme, von Banken frisches Geld zu bekommen – vielfach brauchen sie wegen hoher Cash-Reserven und Liquiditätszuflüsse oft gar keines. Das dürfte in den kommenden Monaten weiterhin so bleiben. Die Risiko- und Konditionenspreizung wird sich vermutlich eher noch vergrößern.