Neujahr in China: Chaos programmiert
Alle Jahre wieder führt das chinesische Neujahrsfest zu Chaos. Das hat massive Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten. Wir raten dringend, daraus zu lernen.
Der 12. Februar ist in diesem Jahr das „magische“ Datum. Die Feierlichkeiten dauern vom 11. bis 17. Februar. In dieser Zeit sind viele Millionen Menschen unterwegs. Fabriken und Produktionsstätten schließen für einen längeren Zeitraum – einige schon eine Woche vorher und manche einen ganzen Monat lang. Das Hochfahren von Fabriken dauert auch Zeit. Und auch Dienstleister machen dicht. Beispiel: Alle Dachser-Niederlassungen in China öffnen erst wieder am 18. Februar. Das alles kann zu Verzögerungen bei Sendungen von bis zu einem Monat führen, warnt Dachser.
Normalisierung erst im März
Auch Produktionen aus anderen asiatischen Ländern sind betroffen, weil dort Montage stattfindet oder Teile aus China kommen. Erschwerend: Chinesen erhalten in dieser Zeit ihre Boni. Viele Arbeiter (geschätzt 20% bis 30%) kehren nicht mehr an ihren meist sehr weit entfernten Arbeitsplatz zurück. Die Lage dürfte sich erst im März wieder normalisieren.
Auswirkungen auf Fracht
Speditionen können nicht viel ausrichten, wenn Container rar und Preise hoch sind (wie derzeit) und überbuchte Container nicht mehr auf die gebuchten Schiffe passen (sog. "gerollte" Container). Und nun kommt sperrige Sommerware (wie Gartenmöbel) hinzu, die aus China exportiert wird und viel Frachtplatz beansprucht.
Was tun?
Sellics (Analytics u.a. für Amazon-Marketplace-Händler; Berlin) rät, Optionen mit einer längeren Transitzeit zu buchen und bei Sendungen von mehreren Containern diese auf mehrere Frachtbriefe (Bills of Lading/Konnossement) aufzuteilen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einige Waren nicht gerollt werden.
Rechtzeitiges Buchen spart in jedem Fall Geld. Seefracht (günstigste Variante; ca. 30 Tage von China nach Deutschland) sollten Sie buchen, wenn Sie Bedarfe genau vorausplanen kann. Verspätungen, etwa über Weihnachten und über das chinesische Neujahr hinweg, sind einzukalkulieren. Bahnfracht kann eine gute Alternative sein (ca. 18 Tage). Luftfracht (ca. 2 Tage, kurze Kapitalbindung) bietet hohe Sicherheit in Sachen Zeit und Qualität, ist aber sehr teuer. Turnusgemäß sinken die Preise zum Frühjahr wieder.
Ad-hoc-Buchung? Muss nicht sein
Aircargo sollte vorrangig bei zeitkritischen Gütern in Frage kommen. Ad-hoc-Buchungen sind aber die Regel. Wir kennen große Automotive-Zulieferer und OEMs, die sich regelmäßig teure Luftfracht für bestimmte Teile leisten. Die vermeintliche „Not“ entsteht aber oft aus falscher Planung. Das ist unprofessionell – und wird später obendrein dreist eingepreist.
Fazit: Beschäftigen Sie sich schon jetzt mit Ihren Transportbedarfen über den Jahreswechsel 2021/2022 hinaus. Sprechen Sie mit Dienstleistern (Transporteure wie Dachser), Frachtberatern und Online-Brokern für Land, See, Luft wie FreightHub) über Saisons, beste Buchungszeiten, Preis-Peaks, Alternativen - und auch über alle (möglichen) Einflüsse mit Konsequenzen auf Zeit und Preis.