Arbeitsdruck wächst
Burn out und psychische Erkrankungen nehmen zu und wirken sich zunehmend auf die Betriebe aus.
Erkrankungen aufgrund von „Burn out“, Depressionen und Überforderung im Beruf nehmen zu. Der Befund ist in der Medizin unbestritten. Die Arbeitgeberverbände halten allerdings dagegen. Psychische Erkrankungen hätten nur wenig mit der Arbeit zu tun. Vor allem „außerberufliche Faktoren“ seien ursächlich, heißt es in einer Stellungnahme der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). 73% der Deutschen haben Angst, dass sie dem Veränderungsdruck im Beruf nicht gewachsen sind. 43% klagen über zunehmenden Arbeitsstress, heißt es dagegen im „Stressreport“ der Bundesregierung. Laut dem aktuellen Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse (TK) erhöhte sich die Zahl der psychischen Erkrankungen von Erwerbstätigen seit 2006 um 75%. Grundlage sind Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Arzneimittelverschreibungen. Die Arbeitgeber wollen mit ihrer Abwehrhaltung verhindern, dass das geltende Arbeitsschutzniveau angehoben wird. Dieses wird aber in der Praxis breit unterlaufen, wie Studien des Hamburger Instituts für Sozialforschung zeigen. Besonders bei einfachen Dienstleistungen im Einzelhandel oder bei Paket- und Reinigungsdiensten führen hoher Konkurrenzdruck, Arbeitsisolation und Arbeitsverdichtung zu psychischen Erkrankungen. Die TK sieht ebenfalls Mitarbeiter von Callcentern und Altenpflegeeinrichtungen als besonders gefährdet an. Bei durchschnittlich 64 Krankheitstagen sind die Krankenkosten zudem besonders hoch. „Burn out“ ist keine Modekrankheit mehr. Die BDA tat das Thema zunächst als Medienphänomen ab. Doch obwohl die Berichte dazu in den Medien abnehmen, steigt die Zahl der Erkrankungen weiter. Richtig liegen die Arbeitgeber allerdings damit, dass sich psychische Erkrankungen oft schon bis zum 24. Lebensjahr entwickeln. Seit den 1970er Jahren rückt das mittlere Ersterkrankungsalter von Depressionen nach vorn. Grund sind Erosionserscheinungen in den Familien und Überforderungen der Kinder schon in der Grundschule. Unternehmen müssen deshalb davon ausgehen, dass lange Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen weiter zunehmen. Darauf sollte sich das betriebliche Gesundheitsmanagement einstellen. Hilfreich ist zudem eine bessere Organisation der Arbeitsabläufe.
Fazit: Die Zunahme psychischer Erkrankungen Erwerbstätiger muss ernst genommen werden. Der Trend ist ungebrochen. Gegenhalten lässt sich auf betrieblicher Ebene durch eine Verbesserung der Arbeitsorganisation.