Corona-Regeln befeuern Krankschreibungen
Arbeitgeber müssen sich jetzt auf deutliche steigende Zahlen an Krankmeldungen einstellen. Denn das ist für viele Arbeitnehmer, die die hohen Kosten der neuen Corona-Regelungen nicht tragen wollen, der geschmeidige Ausweg aus dem persönlichen Dilemma. Vieles hängt jetzt allerdings vom Verhalten der Arbeitgeber ab.
Ab übermorgen (24.11.) gilt tägliche Testpflicht für Nicht-Geimpfte am Arbeitsplatz. Davon zahlt der Arbeitgeber mindestens zwei Tests; außerdem ist ein Bürgertest im Testzentrum möglich. Den Rest trägt ggf. der Arbeitnehmer. Das ist für viele Arbeitnehmer, etwa im Handwerk, finanziell nicht tragbar. Sie werden nun häufig ausfallen. Erst recht, wenn die Testungen nicht nur teuer sind, sondern ihre Durchführung auch noch umständlich ist – sie müssen ja vor dem Arbeitsbeginn durchgeführt werden.
Zunehmende Gereiztheit, Auftragsrückstau
Die Folge: Aufträge können nicht ausgeführt werden, Kunden sind verärgert. Die Stimmung in der Belegschaft wird ebenfalls nicht steigen: wegen Mehrarbeit für „den Rest der Mannschaft“ und zunehmender Gereiztheit auf allen Seiten.
Wer die tägliche Praxis vieler Krankschreibungen kennt, weiß, dass dem wenig entgegenzusetzen ist. Psychischer Druck, Burnout-Symptome, starke Kopfschmerzen, "Rücken" – die Liste der schwer zu diagnostizierenden Krankheiten lässt sich leicht verlängern. Die Winterzeit als Zeit der Erkältungen bietet zusätzliche Handhabe für Arbeitnehmer.
Viele Ärzte teilen offizielle Linie nicht
Es wird also einen Run auf entsprechende Praxen geben, die hier mit leichter Hand krankschreiben. Und vielfach gilt auch unter Hausärzten: Der Patient ist ein Kunde. Und der Kunde ist König.
Hinzu kommt, dass etliche Ärzte die offizielle Linie der Politik nicht teilen. Sie haben ethische Probleme damit, Menschen gegen deren ausgesprochenen Willen zu impfen, weil diese sich unter existentiellen Druck gesetzt fühlen. In Leipzig hat ein Hausarzt per Aushang in der Einkaufspassage bekannt gegeben, dass er „ab sofort keine Impfungen gegen Corona“ mehr durchführen wolle. Begründung: Für eine medizinische Maßnahme wie eine Impfung seien eine medizinische Notwendigkeit und das Einverständnis des Patienten Grundvoraussetzungen. Um ein Einverständnis zu geben, müsse „der Patient umfassend aufgeklärt sein und die Entscheidung darf nicht unter Druck oder unter Androhung von Sanktionen erfolgen“. Denn das mache das Einverständnis unwirksam.
Mobbing als "Lösung"?
Manche Betriebe überlegen bereits, einzelne Mitarbeiter „rauszumobben“. Insbesondere, wenn die weit überwiegende Mehrheit der Belegschaft geimpft ist und möglicherweise zu Druck gegen Ungeimpfte drängt. Abgesehen davon, ob Sie sich den Fortgang von Fachkräften leisten können und wollen … Bedenken Sie auch hier die Wirkung.
Es kann schnell zu Solidarisierungen kommen. Und zu einem allgemeinen Eindruck: Wenn mit dem so umgegangen wird, warum nicht bei anderer Gelegenheit mit mir? Denn obwohl inzwischen mehr als drei Viertel der Erwerbsfähigen geimpft sein dürften, gilt nach Expertenschätzungen: ein Drittel ist besorgt und pro Impfung bis hin zu Impfpflicht; ein Drittel ist dagegen und handelt unter Zwang oder gar nicht. Ein Drittel hat sich nur impfen lassen, um „endlich Ruhe zu haben“. Gerade sie werden empfindlich auf Zwangsmaßnahmen im Kollegenumfeld reagieren.
5.000 Euro Impfprämie
Einen anderen Weg geht der B2B-E-Commerce-Spezialist Böttcher AG aus Jena. Das Unternehmen bietet jedem seiner Angestellten eine Impfprämie in Höhe von 5.000 Euro an. Damit wollen man „den bestmöglichen Schutz für seine Mitarbeitenden erreichen sowie einen Beitrag zur Überwindung der Pandemie leisten“. Druck wolle man jedoch nicht ausüben: „Ungeachtet der Anreize, die die Böttcher AG schafft, bleibe die Impfung natürlich eine Entscheidung, die jeder Mitarbeitende für sich selbst treffen müsse.“
Fazit: Viele Betriebe müssen sich auf erhebliche personelle Engpässe einstellen. Oftmals sind es die Branchen, in denen Personal ohnehin schon händeringend gesucht wird: Gaststättengewerbe, Pflege und Handwerk.
Empfehlung: Machen Sie es Ihren Beschäftigten durchweg so einfach wie möglich. Denn Druck erzeugt Gegendruck.