Erst Rückgang, dann Anstieg
Die Corona-Krise lässt die Zuwanderung nach Deutschland 2020 auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren fallen. Der Saldo dürfte deutlich unter 200.000 liegen. Davon geht Deutsche Bank Research aus. Im März wurde mit 7.600 Personen die niedrigste Zuwanderung in diesem Monat seit 2010 verzeichnet. Auch in den Folgemonaten war die Nettozuwanderung vermutlich sehr niedrig, wenn nicht sogar negativ. Der Blick zurück: Kumuliert über das abgelaufene Jahrzehnt sind netto 4,5 Mio. Personen nach Deutschland eingewandert. Das Erwerbspersonenpotenzial erhöhte sich um rund 2 Mio. auf 47 Mio. Personen.
Dennoch: Die Corona-Krise könnte zukünftig zu neuen Zuwanderungsimpulsen führen. Darauf deuten Beobachtungen zu früheren Krisenphasen hin. Sowohl während der Eurokrise oder auch des Brexit erhöhte sich die Zuwanderung nach Deutschland regelmäßig. Gleichzeitig war über das gesamte letzte Jahrzehnt die jährliche Zuwanderung von Großbritannien und Italien nach Deutschland positiv. Kumuliert wanderten aus Großbritannien 27.000 und aus Italien sogar mehr als 150.000 Personen ein. Auch die Corona-Krise scheint Deutschland besser zu überwinden als viele andere Länder.
Steigende Zuwanderung von außerhalb der EU
Auch von außerhalb der EU könnte die Zuwanderung in den kommenden Jahren zulegen. Die Krise treibt Menschen aus Russland, Indien, aber auch Brasilien und die USA nach Deutschland, erwartet db research.
Das seit 1. März 2020 gültige Fachkräfteeinwanderungsgesetz könnte dabei die globale Nachfrage nach Arbeitsplätzen steuern. Sobald der Arbeitsmarkt wieder Vollbeschäftigung erreicht, könnte der Wegfall der Vorrangprüfung einen kräftigen Zuwanderungsschub auslösen, heißt es.
2030 gibt es in Deutschland 84 Mio. Einwohner
Bis Anfang der 2030er Jahre wächst die Bevölkerung nach den Annahmen von db Research auf über 84 Mio. Einwohner. Indien könnte bereits Mitte des kommenden Jahrzehntes das Hauptherkunftsland sein. Insbesondere der deutsche IT-Sektor, könnte vom Zuzug indischer Fachkräfte profitieren. Bis 2060 sinkt die Bevölkerung dann wieder auf 83 Mio. Einwohner ab.
Fazit: Entscheidend für die Wohlfahrt wird sein, wie weit Deutschland die Zuwanderung steuert.
Hinweis: Für die Immobilienmärkte implizieren diese Vorausberechnungen weitere Nachfrageimpulse. Diese verstärken folglich den aktuellen Zyklus im Wohnungsmarkt bzw. federn für die Gewerbeimmobilienmärkte die negativen Folgen der Pandemie ab.