Falsche Hoffnungen
Der Weg zur Integration in den Arbeitsmarkt ist mühselig - für Flüchtlinge und Arbeitgeber.
Die Wirtschaft ist in Sachen Flüchtlingsbeschäftigung zunehmend desillusioniert. Von einer Lösung des (künftigen) Fachkräfteproblems ist längst nicht mehr die Rede, sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer rundheraus. 25-jährige Flüchtlinge müssen noch mal eine teilweise komplette Schulausbildung nachholen. Bei rund 80% der Jugendlichen fehlen fast volle neun Jahre Schulbildung. Das ist die Erfahrung einer Qualifizierungsinitiative in Rosenheim. Die Personalerin eines norddeutschen Fahrzeugbauers berichtet uns über eine konträr andere Arbeitsethik. Nach der Schule kommt die Berufsausbildung. Das heißt: Diese Menschen sind weit über 30, bevor sie berufsfähig sind. Ihnen fehlt schon das Bewusstsein für den Sinn einer (schlechter bezahlten) Ausbildung. Ein Betrieb wird sie nur in einer echten Personal-Notsituation einstellen. In den Berufsschulen fehlen Teilqualifizierung bzw. theoriereduzierte Ausbildung. Die DAX-Konzerne haben gerade mal eine Handvoll Stellen mit Flüchtlingen besetzt. Das ergab eine Umfrage des Magazins Report. Kein Wunder: Gerade dort sind die Anforderungen an die Personalauswahl sehr hoch. Die Unternehmen können sich die Bewerber herauspicken. Die Politik überdeckt die sich abzeichnende Problemlage einer neuen großen „Personalreserve“ mit Aktionismus. Gerade startete das bundesweite Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“. Dort sollen sich bald mehrere Tausend Unternehmen (derzeit 330) über ihre Erfahrungen, Chancen und Risiken mit Flüchtlingen z.B. in der Ausbildung austauschen.
Fazit: Es wird darum gehen, eine vorhandene Anfangsmotivation bei den Flüchtlingen über viele Jahre hinweg aufrecht zu halten.
Hinweis: Informationen zum Unternehmensnetzwerk finden Sie auf http://tinyurl.com/gqbcdn8.