Flüchtlinge aufs Land verteilen
Der ländliche Raum erhofft sich viel von der Flüchtlingswelle. Auch der DIHK setzt auf regionale Konzepte vor Ort.
Mittelständler im ländlichen Raum wollen Flüchtlinge als Arbeitskräfte anlocken und aktiv werden. Auf der kommenden Internationalen Grünen Woche in Berlin (15. bis 24. Januar 2016) wird breit diskutiert werden, welche speziellen Angebote der ländliche Raum machen kann. Das Motiv dafür: Unternehmen und auch Kommunen „auf dem platten Land“ leiden auch in Deutschland unter Landflucht. In vielen Gemeinden schrumpft seit Jahren die Zahl der Einwohner und damit das Arbeitskräftepotenzial. Immer häufiger finden Unternehmen daher trotz aller intensiven Bemühungen kaum ausreichend – und genügend hoch qualifizierte – Mitarbeiter. Der Zustrom an Flüchtlingen könnte das nun ändern. Zwar zieht es auch die Zuwanderer bevorzugt in die Großstädte. Allerdings haben die Flüchtlinge vergleichsweise wenige Chancen auf Arbeit und gute Unterkünfte. In stadtnahen oder ländlichen Regionen bestehen dagegen bessere Möglichkeiten, Zuwanderer unterzubringen und zu integrieren. Die Erfolgsaussichten in anonymen Großstädten mit wenig sozialer Kontrolle sind nach allen Erfahrungen deutlich geringer. Der größte Vorteil des ländlichen Raumes in Deutschland ist seine meist noch gute Infrastruktur. Sie ist auf deutlich größere Bevölkerungszahlen zugeschnitten – somit unterausgelastet. Hinzu kommt, dass vielfach Lösungsmöglichkeiten bestehen, die in der Stadt gesucht sind. So stehen in Deutschland ca. 1,7 Mio.Wohnungen leer, die meisten davon auf dem Land. In den meisten Städten gibt es dagegen vielfach Unterbringungsprobleme. Der DIHK hat gerade ein Aktionsprogramm zur besseren regionalen Verteilung und Integration der Fachkräfte aufgelegt. Es startet im Jahr 2016. Jede einzelne IHK soll den Betrieben vor Ort demnach umfangreiche Hilfen zur Integration von Flüchtingen anbieten. Die Unternehmen und die Flüchtlinge sollen beispielsweise mit Sprach- und Wertekursen unterstützt werden. Die Kammern wollen auch regional Arbeits- und Ausbildungskräfte vermitteln. Die Politik arbeitet ohnehin daran, die Flüchtlinge breiter und gleichmäßiger auf Deutschland zu verteilen. Gelingt dies nicht durch sanfte Maßnahmen, stehen dafür auch gesetzliche Mittel zur Verfügung. Im Rahmen von Hartz IV müssen Leistungsempfänger Arbeit auch in größerem Umkreis um den Aufenthaltsort annehmen. Außerdem hat die Politik noch die Möglichkeit, die befristete Residenzpflicht zeitlich zu verlängern, also einen Wohnort zuzuweisen.
Fazit: Nach der ersten Überforderung durch die Flüchtlingswelle beginnt nun das Abarbeiten. Eine regionale Verteilung der Flüchtlinge dürfte in den kommenden Monaten in den Fokus rücken.