Neue Verhandlungsstrategie
Der Forderungskatalog der Industriegewerkschaften wird um zusätzliche Arbeitgeberleistungen wie bezahlte Fortbildung erweitert.
Die Gewerkschaften spüren den Rückenwind des sich allmählich aufbauenden Fachkräftemangels und passen ihre Verhandlungsstrategie an. Künftig wollen die Arbeitnehmervertreter der großen Industriegewerkschaften wie IG Metall und IG Chemie ihre Verhandlungen über Manteltarifverträge und Löhne von den Verhandlungen über Nebenvereinbarungen entkoppeln. Künftig dürften Lohnsteigerungen und weitere Zusatzleistungen nicht mehr im Paket, sondern unabhängig voneinander verhandelt werden. Die Gewerkschaften versprechen sich von dieser Strategie größere Erfolge. Sie hoffen, dass die Abschläge bei Einzelvereinbarungen geringer sind als bei den sonst üblichen ausgehandelten Tarifpaketen. Unabhängig von der Lohnseite sollen künftig diskutiert werden:
- Tarifregelungen über bezahlte Fortbildung (Stichwort Weiterbildungspflicht)
- Neue Altersteilzeitmodelle
- Pflicht zur Übernahme von Auszubildenden
- Mitbestimmung der Betriebsräte bei Werkverträgen – sowohl materiell, wie auch inhaltlich und personell
Fazit: Angesichts von Fachkräftemangel und guter Konjunktur erstarken die Gewerkschaften wieder (FB vom 23.6.). Sie werden mit ihrer neuen Verhandlungsstrategie versuchen, ihre neue Marktmacht in bare Münze umzuwandeln.