Post-Neuausrichtung im Visier
Im verschärften Wettbewerb muss sich die Post neu aufstellen. Wogegen sich der aktuelle Streik tatsächlich richtet.
Wie beim Lokführerstreik geht es der Gewerkschaft auch beim Poststreik um Grundsätzliches. Lohnverhandlungen im Paketdienst sind nicht der Kern der Auseinandersetzung mit dem Konzern. Der eigentliche Grund ist: Die Deutsche Post AG will die Weichen für die Zukunft stellen – eine Zukunft mit größeren Freiheiten auch im Briefbereich. Davor fürchtet sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Ausgliederung der Paketzustellung in 49 Gesellschaften ist nur der Auftakt für weitere strategische Maßnahmen der Post-Spitze. Das erklärt auch die hohe Streikbereitschaft im bisher gar nicht betroffenen Briefbereich der Post. Unter den Mitgliedern verbreitet Verdi die Botschaft: Nach den Paketen kommen die Briefe an die Reihe. Die Ausgliederung auch dieses Bereiches könnte das Tarifniveau auf Dauer drücken. Dafür wäre die Post bereit, so hören wir, durchaus auch auf die Befreiung von der Umsatzsteuer zu verzichten. Diese erhält sie, weil sie den verfassungsmäßigen Auftrag der Grundversorgung hat. An deren Stelle könnten „Sozialzahlungen“ für das Aufrechterhalten des Postnetzes treten, vermutet Verdi. Die Post weist derartige Überlegungen auf Nachfrage – pflichtgemäß – zurück. Sie machen aber Sinn, wenn das Unternehmen im sich verschärfenden Wettbewerb auch im Briefdienst bestehen will. Mit der derzeitigen Kostenstruktur – der doppelt so hohen Bezahlung im Vergleich zur Konkurrenz – ist man suboptimal gerüstet. Das heimische Briefgeschäft verliert verglichen mit ausgefeilten Logistikdienstleistungen immer mehr an Bedeutung. Bei der Paketzustellung ist die Deutsche Post/DHL weltweit dagegen die Nummer 1. Der Poststreik soll den Ausgliederungsprozess verlangsamen. Verhindern wird er ihn nicht. Das weiß auch Verdi. Die Post führt den Arbeitskampf jetzt mit einiger Härte, weil sie noch genügend einsatzfähige Beamte als „Streikbrecher“ einsetzen und damit die Geschäftseinbußen begrenzen kann.
Fazit: Die letzten Reste der Behördenpost werden verschwinden. Der Service für Unternehmen wird davon profitieren.