BaFin-Chef misst ohne Maß
Der neue BaFin-Chef sieht einen Kulturwandel in der Bankenbranche. Belegen kann ihn seine Behörde aber nicht.
Der neue Chef der deutschen Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, traut sich was: Er misst ohne Maß. So glaubt der Jurist im Bankensektor einen „Kulturwandel messen“ zu können. In einem Interview nannte er die Parameter, die dabei helfen können: „die Vergütungsstrukturen, die Art der Kundenberatung“, aber auch „die Zahl der Rechtsstreitigkeiten und die Höhe der Rechtskosten“. Harte Fakten sollen also den Kulturwandel bei den Banken belegen. Das Dumme ist: Niemand, außer Felix Hufeld, scheint die entsprechenden Daten zu kennen. Seine Behörde jedenfalls meldet uns auf Anfrage zurück: Zwar ließe sich die Aufsicht von Instituten informieren, bei denen „die in Rede stehenden Daten aufsichtlich relevant sind.“ Jedoch: „Aggregierte Zahlen“ lägen ihr dazu nicht vor. Anders ausgedrückt: Nichts Genaues weiß man nicht. Auch in den Bankenverbänden ist ein branchenweiter Überblick über Rechtsstreitigkeiten nach Zahl und Höhe der Rechtskosten unbekannt. Weder der Bundesverband deutscher Banken (BdB) noch der Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) haben bisher davon gehört.
Fazit: Dass die BaFin nicht einzelne Banken an den Pranger stellt, ist verständlich. Dass sie aber kein klares Bild über die Entwicklung der Gesamtbranche zu haben scheint, ist für eine Aufsichtsbehörde problematisch.