Große Staaten als Oasen

Die Steueroasen sind weltweit auf dem Rückzug. Das zeigt der aktualisierte Financial Secrecy Index. Er wird alle zwei Jahre von der NGO Steuerrechts-Netzwerk (Tax Justice Network) herausgegeben. Der Index misst die Bedeutung der Finanzindustrie in einem Land und setzt sie ins Verhältnis zum jeweiligen Verschwiegenheitsgrad. Einer der Fluchthäfen, die den Beobachtern dabei besonders positiv aufgefallen ist, sind die Caymaninseln, ein britisches Überseegebiet. Insgesamt ist die Punktezahl für die allermeisten betrachteten Länder gefallen. Das bedeutet: geringere Verschwiegenheit. Die weltweit wichtigsten Finanzgeheimnisherbergen sind aber einige der größten und reichsten Länder der Welt. Besonders negativ fallen die USA ins Auge. Denn während die Schweiz – sie führt den Index an – bei der Transparenzoffensive der OECD mitmacht, ist das bei den USA nicht so. Sie stehen jetzt schon auf Rang 3 des Index (an 2. Stelle Hongkong).

Offshore-Gesellschaften: Aktuelles Ranking
1	Schweiz
2	Hongkong
3	USA
4	Singapur
5	Cayman Islands
6	Luxemburg
7	Libanon
8	Deutschland
9	Bahrain
10	VAE (Dubai)
11	Macao
12	Japan
13	Panama
14	Marshall Islands
15	Großbritannien
16	Jersey
17	Guernsey
18	Malaysia (Labuan)
19	Türkei
20	China
Quelle: OECD

Washington will sich dem internationalen Standard nicht unterwerfen. Noch immer haben die USA mit Delaware eine Steueroase mit zahllosen Briefkastenfirmen, die international ihresgleichen sucht. Und die USA sind Heimat zahlreicher Offshore-Gesellschaften. Sie wurden oft von Milliardären aus anderen Ländern, insbesondere aus Lateinamerika, gegründet, die dort vielfach ihre Reichtümer in Immobilien anlegen.

Fazit: Die USA haben international schon viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt, da sie sich in vielen Fragen eine Extrawurst braten. Die Führungsrolle als Steueroase zu übernehmen, wäre ein nochmaliger erheblicher Imageverlust.